Wird der Kita-Streik fortgesetzt?

■ Zwei Jahre nach dem Kita-Streik zogen die ErzieherInnen Bilanz/ Wenig hat sich verbessert

Berlin. Zwei Jahre ist es her, daß Berlins ErzieherInnen in einem bisher einzigartigen Streik neun Wochen lang für einen Tarifvertrag fochten. Kleinere Gruppen, ein besserer Personalschlüssel, mehr Fortbildung sowie die Möglichkeit, nach zehn Jahren einen anderen Job im öffentlichen Dienst anzutreten, waren die Hauptforderungen. Das Vorhaben, Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst tariflich festzulegen, war bis dahin einzigartig. Formal ist der Streik bis heute nicht beendet, sondern lediglich ausgesetzt. Die Verhandlungen der Gewerkschaften ÖTV und GEW um einen Tarifvertrag dauern immer noch an; die bisherigen Versprechungen sind dürftig.

Getan hat sich in der Kita-Realität seit dem Streik wenig. Das beklagten auch etwa 100 ErzieherInnen und Eltern, die vorgestern abend unter dem Motto »Zwei Jahre Kita-Streik« im Haus der Demokratie zusammengekommen waren, um Bilanz zu ziehen. Die Stimmung unter den ErzieherInnen sei ausgesprochen mies, berichtete Christiana Beelte zur aktuellen Situation. »Das Scheitern des Streiks sitzt noch so tief, daß sie nicht mehr auf die Füße kommen.« Die Arbeitsbedingungen seien nach wie vor schlecht, die Bezahlung nicht viel besser und das Engagement der Gewerkschaften immer noch nicht in Sicht.

Eine Verbesserung der Lage in den Kitas ist nicht in Sicht — ganz im Gegenteil. Während 28.000 Kinder auf der Warteliste stehen, will Jugendsenator Krüger (SPD) zum Sommer 1.000 ErzieherInnenstellen einsparen — bedarfsgerecht, versteht sich. Der Unmut derer, die eingespart werden sollen, ist offensichtlich. Dennoch hat eine Mobilisierung gegen die Senatssparbeschlüsse Ende vergangenen Jahres kaum stattgefunden. Während des Kita-Streiks 1990 brachte das Thema zeitweise über 10.000 Eltern und ErzieherInnen auf der Straße. Doch wem hilft es schon, von vergangenen Zeiten zu plaudern?

»Der Streik von damals interessiert mich einen Dreck«, ereiferte sich dann auch vorgestern abend eine Erzieherin und forderte, ihn endlich abzuschreiben und wieder von vorne anzufangen. »Jetzt wird unsere Situation ständig beschissener. Dagegen müssen wir etwas unternehmen.« Daß »Eltern und Schüler sich noch einmal zusammen in die Bresche schmeißen«, forderten beim Kita-Streik-Revival Vertreter des Landeselternausschusses ebenso wie ErzieherInnen. Ein Kita-Streik in Berlin steht spätestens seit Montag erneut zur Debatte. jgo