Stief-Kinderkultur

■ Kinderkultur im Schlachthof in Gefahr / Theater und Zirkus für Appel + Ei

Neben dem „Theatrium“ mit seinem Puppentheater gibt es in Bremen kaum mehr eine Spielstätte mit einem regelmäßigen Programm für Kinder. Das Kulturzentrum Schlachthof bietet seit eineinhalb Jahren jeden Sonntag auf dem Magazinboden Kindertheater an. Das ist jetzt nun in Gefahr. Der Vorstand des Schlachthofs konnte nur noch bis Ende März zusagen, den Bereich Kinderkultur zu unterstützen. Falls bis dahin keine tragfähige Finanzierungsmöglichkeit gefunden wird, stirbt das Kinderproramm. Die Aktiven warten jetzt auf eine Reaktion des Kultursenats.

Ein Beispiel für die stiefmütterliche Behandlung der Kinderkultur: das Kindertheater Piccolo. Der Zusammenschluß Bremer Künstler mit Spielstätte im „Kubo“ konnte sich ohne behördliche finanzielle Unterstützung nicht mehr tragen. Nach mehrmaligen erfolglosen Anfragen gaben die „Piccolo“-Betreiber letztes Jahr auf.

Das besondere Problem bei der Finanzierung ist, daß die Kosten der Veranstaltungen für Kinder über die gerinen Eintrittsgelder nicht zu decken sind. Für eine Kindertheaterveranstaltung bezahlen die kleinen Besucher nur vier bis sechs Mark. Und mit ABM-Stellen für den Alternativbereich sieht es jetzt düster aus.

Im Bereich Kinderkultur sind im Schlachthof drei Personen zuständig: Penny Penski ist für den Kinderzirkus zuständig; Enise Tasdemir stellt das Veranstaltungsprogramm zusammen; Martin Heckmann baut den Bereich „Theater mit Kindern“ auf. „Der Schlachthof erhält außer dem Betriebskostenzuschuß von keiner Seite Zuschüsse,“ erklärt Penny Penski. „Das Programm konnte bisher nur mit Hilfe der Künstler aufrecht erhalten werden, die bereit waren, für'n Appel und 'n Ei zu spielen.“ Vereinzelte Spenden seien kein verläßliches Finanzierungsmodell.

Trotz mieser Aussichten sind die drei vom Schlachthof voller Tatendrang. Die Termine des Kinderzirkus sind wegen der großen Nachfrage seit Anfang des Jahres von einem auf drei in der Woche vermehrt worden. Dazu kommen nun noch die Treffen der Kindertheatergruppe. Für diese Bereich wurde Anfang des Jahres der Schauspieler und Theaterpädagoge Martin Heckmann eingestellt. „Ich möchte, daß die Kinder handwerkliche Fähigkeiten erlernen und ein Verständnis für Choreographie entwickeln“, erklärt er, „ich möchte nicht nur herumspielen. Am Ende muß auf jeden Fall etwas auf die Bühne gebracht werden.“ Die Resultate der jetztigen Gruppenarbeit sollen im Sommer in einer Aufführung gezeigt werden — falls es die Abteilung Kinderkultur am Schlachthof dann noch gibt. Martina Burandt