Notunterbringung zu teuer

■ Initiative fordert flexibleres Verhalten der Sozialbehörde

„Die Sozialbehörde ist unkreativ und unflexibel“, mit diesem Vorwurf wandte sich gestern der „Verein Wohnungshilfe“ und mit ihm ein Arbeitskreis des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes an die Öffentlichkeit. Der Verein ist Kooperationspartner der Sozialbehörde und dafür zuständig, den Wohnungsmarkt nach Wohnraum für „Benachteiligte“ abzugrasen. Nach Schätzungen sind dies in Bremen weit über 2000 Menschen.

Doch auf dem Freien Markt ist für sie so gut wie nichts zu finden. Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften winken auch nur noch ab. Und die Behörde, so der Kernpunkt der Kritik, konzentriere sich mittlerweile fast ausschließlich auf die Unterbringung in Notunterkünften. Seit 1988, so der „Arbeitskreis Wohnen“ beim „Paritätischen“, hat sich die Zahl der Unterbringungen in Pensionen und Billigunterkünften verdoppelt. Und die sind keineswegs so billig, wie sie scheinen: Oft müssen die Klienten der Straffälligenbetreuung und Drogenhilfe 900 Mark Eigenanteil aufbringen.

Andere Möglichkeiten würden dagegen sträflich vernachlässigt. Dies sei besonders beklagenswert, weil Bremen dadurch Drittmittel zur Finanzierung von Wohnraum durch die Lappen gingen. Die Wohnungshilfe rechnet ein Beispiel vor: Für 379.000 Mark (einschließlich Umbau-, Renovierungs-und Nebenkosten) hat sie im vergangenen Jahr ein Haus gekauft. 40.000 Mark Eigenkapital mußte sie aufbringen, damit die „Aktion Sorgenkind“ 100.000 Mark Zuschuß zahlte. Für 482 Mark im Monat (einschließlich Heizung, Warmwasser, Haftpflicht und Schornsteinfeger) werden die acht Appartements und die zwei-Zimmer- Wohnung jetzt an Benachteiligte vermietet. Das Eigenkapital (40.000 Mark) mußte die Wohnungshilfe „irgendwie“ besorgen, weil die Sozialbehörde sich geweigert hatte, die Anschubfinanzierung zu leisten. Sie agiert in Wohnungsfragen nur noch über die „Bremische“.

Stattdessen werden die Betroffenen weiter in menschenunwürdige Unterkünfte gesteckt. In die Sechs- bis Acht-Bettzimmer von Pensionen (Kosten pro Person und Tag: 30 Mark im Durchschnitt). In die Baracke der Inneren Mission am Bahnhof, mit 24 Betten im Schlafsaal, wo derzeit 80 Männer nächtigen, 50 aber nur vorgesehen waren (pro Übernachtungsgast wurden im Dezember angeblich 46 Mark abgerechnet). Ein Übernachtungsplatz auf der „Jola“ kostet Bremen 36 Mark, den Bund über ein Sonderprogramm nochmals rund 60. In den Containern in der Föhrenstraße, so der Paritätische, werden 62 Mark pro Person und Nacht berechnet, das sind 1.860 Mark im Monat. ra