Alle wollen Ozonschicht schützen — nur nicht gleich

Berlin (taz) — Wenige Tage nach den neuesten alarmierenden Nachrichten zur Zerstörung der Ozonschicht wollen jetzt alle Verantwortlichen die Ozonschicht schützen. Die Grünen/Bündnis 90 fordern den sofortigen Ausstieg aus der Produktion von FCKWs in der Bundesrepublik, Bundesumweltminister Töpfer meditiert über FCKW-Verbot vor 1995, und sogar Bundesforschungsminister Riesenhuber forderte gestern einen schnelleren Ausstieg aus der Produktion von FCKW. Er bedauerte, daß bisher noch nicht genügend Staaten das Londoner Protokoll unterschrieben hätten, damit ein weltweites FCKW-Verbot 1999 gültig werden könne. Ministerkollege Töpfer hatte noch vor zwei Jahren einen deutschen Produktionsstopp schon 1991 abgelehnt. Selbst die USA, bislang eher Bremser beim internationalen Ausstieg aus den Ozonkillern, erwägen jetzt einen Ausstieg für 1996, kündigte der Chef der US-Umweltbehörde EPA, William Reily, an. Die Industrie habe schneller als gedacht Ersatzstoffe entwickelt, hieß es gestern in Washington. Reily sagte gleichzeitig, daß die Ozonkiller in der Atmosphäre seit den frühen 70er Jahren um 75 Prozent gestiegen sind und um weitere 30 Prozent steigen würden. Wenn ein Ausstieg „schon“ 1996 gelänge, könnte die Steigerung auf 15 Prozent begrenzt werden. Die deutsche Industrie wehrt sich gegen ein sofortiges FCKW-Verbot. Es führe zu „Zusammenbrüchen nicht nur im Lebensmittelbereich, sondern vor allem auch auf medizinischer und industrieller Ebene“, warnte der „Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe“. ten