Kongreß der Mumienforscher

Madrid (ap) — Der einzigartige Fund der 5.000 Jahre alten Gletscherleiche Ötzi in den Tiroler Alpen hat auf dem ersten Weltkongreß von Mumienforschern, der vergangenen Donnerstag zu Ende ging, die Hoffnung auf einen wissenschaftlichen Durchbruch geweckt. Ziel des Kongresses war nach Auskunft des Organisators jedoch auch, zu zeigen, daß Mumienforscher eine seriöse Wissenschaft betreiben.

Von der Möglichkeit, daß sich in den Adern des Jägers aus der Bronzezeit noch Blutstropfen befinden, versprechen sich die 200 Forscher aus 20 Ländern, die sich für vier Tage auf Teneriffa zusammenfanden, die Aussicht auf völlig neue Erkenntnisse über die Entwicklung von Krankheiten. Erörtert wurden auf der Tagung außerdem Themen wie die DNS-Analyse bei Mumien und die dreidimensionale Abbildung von durch Computertomographie gewonnenen Informationen. Der Mann vom Similaun-Gletscher war der Star einer den Kongreß begleitenden Ausstellung von 16 Mumien aus aller Welt. „Es besteht die Möglichkeit, daß sich in diesem Körper Blut befindet, und wenn es uns gelingt, es herauszupressen, können wir gewöhnliche Antikörperstudien betreiben. Damit können wir Infektionen nachweisen“, erklärt Arthur Aufderheide, der Organisator der Konferenz und Pathologe der Universität von Minnesota-Duluth. Er gab allerdings zu, daß dies eine kühne Hoffnung sei. „Der Körper des Jägers scheint zwar unmittelbar nach seinem Tod gefroren zu sein. Wahrscheinlich ist allerdings, daß er irgendwann im Laufe der 5.000 Jahre einmal aufgetaut ist.“

Zur DNS-Forschung an Mumien lagen dem Kongreß sechs Thesenpapiere vor, die den Schluß zulassen, daß in fast allen Mumien Reste der Erbsubstanz vorhanden sind, wie Aufderheide erklärte. Zumeist seien diese Reste der Desoxyribonukleinsäure allerdings äußerst winzig und beschädigt. Man benötige neue Vergrößerungstechniken, um die Erbsubstanz nach der herkömmlichen chemischen Methode untersuchen zu können, sagte der Pathologe.

Eine weitere vielversprechende Neuheit, die den Kongreß beschäftigte, war Computer-Software, die es ermöglicht, mittels Computertomographie gewonnene Informationen dreidimensional abzubilden. „Diese Technik erlaubt beispielsweise, den Inhalt eines überreich geschmückten Sargs, der an sich eine Kostbarkeit darstellt, auszuloten, ohne den Sarg selbst zu zerstören“, erläutert Aufderheide.

Ziel des ungewöhnlichen Kongresses in Santa Cruz auf Teneriffa war nach Auskunft des Organisators, zu zeigen, „daß die hier anwesenden Wissenschaftler eine seriöse Wissenschaft betreiben“. „Dieses Image hatten wir vorher nicht“, sagte Aufderheide.