Katalanen vertrieben Li Peng

Madrid (taz) — Die letzte Etappe seiner Europatour mußte der chinesische Außenminister vorzeitig abbrechen: Die Anwesenheit von 200 protestierenden Studenten und ebenso vielen Mitgliedern der rechtsradikalen „Juntas Espanolas“, die vor dem Rathaus in Barcelona Nelken und Eier auf die Bodyguards warfen, ließen den ungeliebten Gast von einem Besuch dort absehen und statt dessen das Flugzeug nach Hause besteigen. Damit fand einer der diskretesten Staatsbesuche in Spanien ein schnelles Ende.

Premierminister Felipe Gonzalez hatte diesmal entgegen seiner Gewohnheit auf eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem Staatsgast verzichtet, doch der Fototermin war nicht zu umgehen. Die regierungstreue Tageszeitung 'El Pais‘ veröffentlichte am Donnerstag ein Bild von einem ungewöhnlich ernst dreinblickenden, steifen Gonzalez neben dem Chinesen — neben einem Schlächter lächelt man schließlich nicht. 'El Mundo‘, weniger regierungsfreundlich, zeigte hingegen einen lächelnden chinesischen Außenminister und einen immerhin grinsenden Gonzalez beim Händedruck. Während 'El Pais‘ versicherte, der Hinweis von Gonzalez auf die Menschenrechte in China hätten das Klima des Besuchs erheblich abgekühlt, verriet 'El Mundo‘, Gonzalez habe seinen Gast nicht durch allzu unbequeme Fragen stören wollen. Die Ehefrau von Li Peng mußte allein in Begleitung eines offiziellen Anstandswauwaus die Madrider Museen besichtigen — die Gattin des Außenministers hatte sich entschuldigen lassen — und einige Protestler störten die Ruhe des Besuchs. Zum Ausgleich gab es einen Empfang beim König und zwei Wirtschaftsabkommen über spanische Investitionen in China in Höhe von 36 Milliarden Peseten, umgerechnet 600 Millionen DM. Antje Bauer