Le Pen faßt Fuß an der Sorbonne

Paris (taz) — Nach Angriffen rechtsextremer Gruppen gegen Studenten und Universitätseinrichtungen hat sich an der Pariser Sorbonne ein „Komitee der Wachsamkeit“ gebildet. Zusammen mit SOS Racisme und der Studentengewerkschaft UNEF-ID gelang es dem Komitee, einige hundert Studenten gegen den wöchentlichen Aufmarsch von Mitgliedern der rechtsextremen „Action Francaise“ zu mobilisieren.

In den vergangenen Wochen waren jeden Donnerstag ein bis zwei Dutzend Anhänger der Gruppe vor der Sorbonne aufgetaucht und hatten versucht, mit Schlachtrufen wie „Alles, was national ist, gehört uns“ und „Nieder mit der Republik, es lebe der König“ ihre Pamphlete zu verteilen. Bei mindestens sieben Angriffen rechtsextremer Schlägergruppen wurden in verschiedenen Pariser Universitäten Gewerkschaftsbüros verwüstet und Studenten mit Tränengas und Eisenstangen angegriffen.

Unauffälliger als die Monarchisten versuchen Sympathisanten der „Front National“ ihren Einfluß an der Sorbonne auszuweiten. Bei den Studentenschaftswahlen Mitte Januar erhielt der „Cercle National Sorbonne“ (CNS) 15,5 Prozent der Stimmen. Zwar relativiert die äußerst geringe Wahlbeteiligung den wirklichen Einfluß der Rechten, dennoch ist sie jetzt sichtbar an der Universität vertreten: In einem Schaukasten mokiert sich der CNS über die „hysterische Mobilisierung der Linken“, in der rechten unteren Ecke wirbt ein „Institut für Nationale Bildung“ für eine Vortragsreihe, die von dem „angesehenen Redner“ Jean-Marie Le Pen eröffnet wird.

Wie bei den Studentenschaftswahlen, so dominierten auch bei der Protestaktion Trägheit und Desinteresse: Dem „Komitee der Wachsamkeit“ und den antirassistischen Gruppen gelang es nicht, die Studenten über den Vorplatz der Uni hinaus zu einer Demonstration gegen Gewalt und Rechtsextremismus durch Paris zu veranlassen. Bettina Kaps