Einmal nur Ruhe haben

■ Seit neun Monaten sind Detlef und Karin obdachlos

Detlef und Karin sind seit Jahren drogenabhängig. Detlef erhält seit Oktober Methadon: seit er mit einer Lungenembolie sechs Wochen im Krankenhaus lag.

Im Mai waren die beiden nach heftigem Gerangel mit der Sozialbehörde aus ihrer Wohnung geflogen. Mit fadenscheinigen Ausreden konnten sie zunächst bei den Eltern, dann bei einer alten Tante unterkriechen — bis ihnen keine einleuchtende Begründung mehr einfiel. Die ersten Nächte in Obdachlosigkeit versuchten sie, in Kneipen zu überbrücken: 10 Stunden vor einem Kaffee. Doch da ist man schnell bekannt, fliegt kurzerhand raus oder wird gar nicht erst ins Lokal gelassen. Gut vier Wochen lang lebten die beiden dann unter einem Balkon — bis dort ein anderer „Schlafgast“, ein Alkoholiker, neben ihnen starb.

Detlefs Krankenhausaufenthalt brachte einen Monat später den Einschnitt: Hartnäckig versuchte er, noch vor seiner Entlassung eine Unterkunft zu finden. Obwohl er der Drobs immer wieder erzählt habe, daß er aus dem Krankenhaus komme, habe er lediglich die beiden Plätze auf dem Übernachtungsschiff ergattern können.

Dort leben die beiden seit November. Detlefs Lunge schmerzt nach wie vor. Seit seiner Entlassung ist er ununterbrochen erkältet. Über den AK-Drogen und mit ärztlichen Attesten versuchte er, sich — notfalls auch per Gerichtsbeschluß — eine Unterkunft zu erkämpfen, in der er sich auch tagsüber aufhalten kann, zusammen mit seiner Freundin, deren Hepatitis sich auf dem Schiff ebenfalls nicht auskurieren ließ.

Einmal, so erzählen die beiden, haben sie sich von der Sozialhilfe ein Hotelzimmer für 130 Mark die Nacht geleistet: „Um einmal deine Ruhe zu haben. Daß keiner an die Tür ballert, keiner das Klo aufreißt, wenn du draufhockst“, denn auf der „Jola“ können Toilettentüren nicht abgeschlossen werden.

Am Donnerstag hatten sie Erfolg: Die Sozialbehörde sicherte die Kostenübernahme für ein Pensionszimmer zu. ra