Norwegen: Zwangsurlaub für Männer

Oslo (taz) — Norwegische Väter sollen einen obligatorischen Vaterschaftsurlaub bekommen. Diese Forderung hat die Gewerkschaft der im öffentlichen Dienst Beschäftigten erhoben. Da sofort lobende Zustimmung durch die Familienministerin Grete Berget erfolgte, ist davon auszugehen, daß die neue Regelung schon mit den diesjährigen Tarifverträgen geltendes Recht wird. Schon jetzt können norwegische Väter nach der Geburt eines Kindes Urlaub nehmen, allerdings geht er zu Lasten der Frau, deren Mutterschaftsurlaub wird dann entsprechend verrechnet. Eine Teilungsregelung, die recht ungenügend funktionierte: Nur etwa zwei Prozent der Männer teilten den Elternurlaub in den letzten Jahren so mit der Ehefrau auf. Die neue Regelung, den Vater zu einem sechswöchigen Urlaub zu „zwingen“, ist nach übereinstimmender Meinung von Gewerkschaften und Regierung notwendig, um die überkommene Rollenverteilung zwischen den Eltern aufzubrechen und dem Vater ein Stück mehr Verantwortung als „Hausmann“ zuzuschieben. Einen solchen „positiven Druck“ begrüßt auch Familienministerin Berget: „Der Anteil berufstätiger Frauen ist im letzten Jahrzehnt stark gestiegen, was aber nicht zu großen Veränderungen bei der Beteiligung der Männer in der Haus- und Kinderarbeit geführt hat.“ Norwegen plant außerdem eine Gesetzesinitiative, die es Eltern über die Elternurlaubs-Regelung hinaus ermöglichen soll, ab 1993 für ein Jahr „Kinderurlaub“ zu nehmen, bei einer Lohnfortzahlung von 80 Prozent und einem garantiert offen gehaltenen Arbeitsplatz. Auch die gesetzlichen Möglichkeiten für eine reduzierte Arbeitszeit bis hin zu einer Zwei- bis Drei-Tage-Woche sollen geschaffen werden. Reinhard Wolff