Nitrat durchdringt das Grundwasser

■ Erster „Grundwasserbericht“ in Niedersachsen: Jede dritte Probe über den Grenzwerten für Trinkwasser

Hannover (taz) — In Niedersachsen schreitet die Belastung des Grundwassers mit Nitraten und Pflanzenschutzmitteln alarmierend voran. So ist jetzt unter einem Drittel von ganz Niedersachsen das oberflächennahe Grundwasser so stark mit Nitrat belastet, daß es nicht mehr als Trinkwasser genutzt werden darf. Der erste niedersächsische „Grundwasserbericht“, für den landesweit über 1.500 Wasserproben untersucht wurden, weist für bis in 20 Meter tiefe reichendes Grundwasser bei jeder dritten Messung Nitratwerte nach, die über 50Milligramm pro Liter und damit über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung liegen. In rund 15Prozent aller Proben wurden außerdem Rückstände von Pflanzenschutzmitteln festgestellt. Auch die Konzentration dieser Pflanzenschutzmittel überschritt zum Teil die für Trinkwasser erlaubten Grenzwerte erheblich.

Obwohl die Werte für Nitrat im Grundwasser mit zunehmender Tiefe abnehmen, sprach der niedersächsische Umweltstaatssekretär, Jan-Henrik Horn, gestern von einer alarmierenden Grundwasserbelastung, die in den vergangenen Jahren immer weiter forangeschritten sei. Dreiundachtzig Prozent des niedersächsischen Trinkwassers, so erklärte Horn, würden aus Grundwasser gewonnen. Angesichts der Meßergebnisse müsse die bisherige Strategie der Wasserwerke des Landes, belastetes mit noch gutem Wasser zu verschneiden oder das Wasser aus immer größeren Tiefen zu nehmen, langfristig in die Sackgasse führen.

Für die arlarmierende Nitratbelastung macht der grüne Staatsekretär vor allem die intensive Landwirtschaft und den Autoverkehr verantwortlich. Das Nitrat im oberflächennahen Grundwasser, das im Laufe der Zeit auch tiefere Schichten erreichen werde, gehe zum einen auf überhöhte Gaben von mineralischem Dünger, Gülle, Jauche oder Klärschlamm zurück. Zum anderen seien dafür Stickstoffemissionen von Autos, Kraftwerken und aus der Massentierhaltung verantwortlich. Das niedersächsische Umweltministerium trete weiterhin bei der Bundesregierung für ein Verbot von 18 besonders gefährlichen Pflanzenschutzmitteln ein.

Schon bei der Untersuchung des Wassers auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gäbe es erhebliche Probleme, erklärte der Staatssekretär. Nur ein Bruchteil der Wirkstoffe könne bei Wasseruntersuchungen zuverlässig analysiert werden. Jürgen Voges