Intensive Gebete beim Saubermachen

■ So schnell wie Escrivá wurde noch nie eineR selig

Wenn am 17. Mai 1992 José María Escrivá de Balaguer seliggesprochen wird, sind seit seinem Tod kaum 17 Jahre vergangen. Die Seligsprechung ist eine Voraussetzung für die Heiligsprechung durch den Papst. Sie erfordert den Nachweis langanhaltender öffentlicher Verehrung, den Beweis von mindestens einem Wunder oder das glaubenshalber erlittene Martyrium. Für die Heiligsprechung ist mindestens ein weiteres anerkanntes Wunder vonnöten.

Normalerweise dauert ein derartiger Prozeß Jahrzehnte: im KZ wegen ihres Glaubens ermordete Priester wie Pater Kolbe zum Beispiel wurden erst ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod heiliggesprochen, obwohl hier das Martyrium wohl nicht schwer nachzuweisen war; bei dem bis heute unübertroffen verehrten Johannes XXIII. (gestorben 1963) wurde noch nicht einmal der Prozeß formell eröffnet. Der Papst hat jedoch die Prozedur 1983 erleichtert — mit sichtbaren Folgen. Wenn zwischen 1960 und 1974 17 Selig- und Heiligsprechungen vorgenommen worden waren, so wurden von 1975 bis 1992 106 neue Selige und zwanzig neue Heilige zur Anbetung freigegeben.

Im Juli vergangenen Jahres erkannte die „Kongregation für die Angelegenheiten der Heiligen“ in Rom ein erstes Wunder von Escrivá an und machte damit den Weg für die Seligsprechung frei. Das angeblich bewiesene Wunder besteht in der plötzlichen Heilung der 70jährigen spanischen Karmeliterin Concepción Boullón Rubio von krebshaften Geschwüren im Jahre 1976, nach intensiven Gebeten ihrer Schwestern an Escrivá de Balaguer. „Eine Schwester, Josefina, sagt, sie habe jeden Morgen beim Saubermachen vor einem Bild des Gründers des Opus Dei für Schwester Concepción gebetet“, heißt es in einem von Opus Dei herausgegebenen Heftchen. Werner Raith/-ant-