Sprachen

■ betr.: "Kohl al Genscher: 'Milernas Esperanton' ", taz vom 5.2.92, und "Die Mann", taz vom 5.2.92

betr.: „Kohl al Genscher: ,Mi lernas Esperanton‘“,

Eurotaz vom 5.2.92

[...] Wie wirklich sachlich ist diese Sprachendiskussion? Wieviele der Diskutanten können Esperanto und haben es in Anwendung studiert? Und versuchen die sogenannten politischen Eliten in den einzelnen, besonders den größeren, Nationalstaaten Europas nicht voll Unwissen über Esperanto viel eher so viel an eigener Sprache, sprich Kultur, innerhalb der EG durchzusetzen, als eine Lösung aufgrund ökologischer, das heißt letztlich biologischer, Kompetenz zu finden? Zu letzterem sind sie nach Paragraph 2 der Europäischen Einigungsakte von 1987 verpflichtet. Eine auf dieser Grundlage stattfindende rationale Diskussion über eine Internationale Sprache als zweite Sprache für alle ist doch gefordert! Für ehrliche und aktive Neutralität ist die „eigene“ Sprache grundsätzlich entbehrlich!

Esperanto ist nicht nur deshalb brauchbar, weil es halbwegs neutral, leicht zu erlernen, am besten computerfähig und praktisch schon überall auf der Welt in der einen oder anderen Form anerkannt ist. Es scheint auch so zu sein, daß es den biokybernetischen Regeln (Vester), nach denen zerstörungsarme Kultur (menschliche Lebensräume) funktionieren sollte, wesentlich besser entspricht, als irgendeine ethnische Sprache. Und die mehr und mehr akzeptierten Forderungen nach primärer Prävention und materieller Begrenzung sind doch mit größter Wahrscheinlichkeit viel eher erfüllbar durch

1.a-priori-Verzicht auf jegliche Form von Sprachimperialismus und

2.durch Akzeptanz eines allgemeinen Kommunikationsmittels, das Sprache reduziert auf „sprachlich kompetente Verständigung“ und Vermeidung jeglicher sprachlicher und damit kultureller Diskriminierung von Anfang an.

Esperanto ist keine gekünstelte Verständigungsform für Sprachenfreaks (jedenfalls nicht mehr als andere sprachliche Exotika, wenn man so will) noch ein neutrales Kommunikationsmedium für Eurokraten, sondern eine normale Sprache für normale Menschen mit normalen Problemen. Eine internationale Sprache muß für die ganze normale Relität dieser Welt taugen, nicht für sich selber. Nur so geht es. [...] Dr.W.Gunther, Centro pri Ekologia Medicino, Ahnatal

Ob zwei oder drei Amtssprachen oder nur eine gemeinsame Sprache für Europa — es bleibt ein Europäisches Haus ohne Garten. Denn eine funktionierende multinationale Gesellschaft wird eine Utopie bleiben, solange wie die Sprachausrichtung im multinationalen Bereich unberücksichtigt bleibt.

Um bekannte Gedanken weiter zu denken, nach denen ein demokratischer Staat unbedingt die volle Freiheit der Muttersprache anerkennen und jegliche Privilegien einer Sprache ablehnen muß, und daß es die Verpflichtung aller demokratisch ausgerichteter Individuen ist, die Gleichberechtigung der Sprache anzuerkennen und darauf zu bestehen, kann denknotwendig nur zu einer multinationalen Weltsprache als Kommunikationsmittel führen! Bezieht man die von Dr.Ludwig Zamenhof 1887 veröffentlichte und von ihm selbst erfundene Welthilfssprache Esperanto in alle Schullehrpläne mit ein und lehrt diese Sprache weltweit zusätzlich zur Muttersprache, so ist keine nationale Sprache bevorzugt oder benachteiligt. Alle Volkssprachen wären gleichberechtigt und sollten auch volle Freiheit haben für eine ungehinderte Entwicklung ohne ethnische Diskriminierung. [...]

Mit einer solchen Welthilfssprache ist die totale Kommunikation zwischen den verschiedensten Nationalitäten erreicht, was letztlich allen Völkern zum Vorteil gereichen würde, ohne daß es eine sprachliche Vereinsamung etc. gäbe. [...] Robert Doßler, Straubing

betr.: „Die Mann“ (Europa braucht eine frauropische Sprache) von Luise Pusch,

Eurotaz vom 5.2.92

Fraulich! Endlich durchbricht jefraud die unsägliche Diskussion um die Feminisierung die Sprache mit eine Glosse, die nur eine Frau schreiben darf, um nicht in emanzipatorische Gebrülle unterzugehen: Professorin Luise Pusch.

Die Pusch hätte ihre künstlerisch- literarische Gedankenkreise noch weiter ziehen können. Zu die Beispiel auf eine neue Art die Weltmissionierung: denn nicht nur die europäischen Sprachen sind von die männliche Frauen geprägt.

Noch etwas mehr Biß hätte die taz die Glosse oder Satire von die Pusch geben können, wenn sie diese auf die gleiche Seite positioniert hätte, wie beispielsweise die amnesty-internation-Klage über sexuelle Gewalt gegen Frauen in alle Welt (Seite 8). So hätte man die Proportionen und Gewichtungen die Probleme noch besser karikieren können: hier die Demütigung durch die maskuline, grammatikalische Genus, dort (und hier) die Demütigung und physische Gewalt durch die genusspezifische maskuline Genital. Timo Rieg, Bochum