"Operation Hoffnung" - ein Windei

■ Die westliche Lebensmittelhilfe für die GUS ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein

„Operation Hoffnung“ — ein Windei Die westliche Lebensmittelhilfe für die GUS ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Die „Operation Hoffnung“ ist angelaufen — und ihr ging ein Medienrummel voraus, der dem während der „Operation Wüstensturm“ in (fast) nichts nachstand: vom sauberen High-Tech-War zur blitzsauberen High-Tech- Friedensmission. Doch schon am zweiten Tag der von Bundesaußenminister Genscher vollmundig mit den Rosinenbombern während der Blockade Berlins verglichenen Aktion zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist die Euphorie — verflogen.

Zwar hat US-Außenminister Baker eingeräumt, daß mit den geplanten 54 Hilfsflügen nicht alle Regale in den Staaten der Ex-Sowjetunion gefüllt werden könnten. Daß aber die Regale der Lebensmittelgeschäfte und Apotheken in den Städten an der Peripherie der GUS wohl gänzlich leer bleiben werden, das hatten Baker, Genscher sowie der portugiesische EG-Ratspräsident Pinheiro während der Jubelfeier auf dem Rhein-Main-Flughafen wohlweislich verschwiegen: im Interesse der (guten) Sache.

Offenbar hat sich kein Verantwortlicher der an der Hilfsaktion beteiligten Staaten vor dem Start mit den Zuständen auf den Flughäfen der 23 GUS- Städte beschäftigt, die insgesamt angeflogen werden sollten. Die deutsche Gesellschaft „German Cargo“ jedenfalls wollte ihren Crews die geplanten Anflüge auf die Städte Engels in der Ukraine und Nowosibirsk am Ob nicht zumuten: „Schlimmer als in Afrika!“

So gingen die deutschen Hilfsflüge bislang ausschließlich nach Moskau. Doch auch wenn es einigen der an der Hilfsaktion beteiligten Piloten der GUS-Fluggesellschaft Aeroflot noch gelingen sollte, etwa in Nowosibirsk oder in einer anderen Stadt jenseits des Urals zu landen: die Hilfe wird dort der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sein — während Genscher und Baker als Initiatoren der „Operation Hoffnung“ sich Hoffnungen auf den Friedensnobelpreis machen können.

Der Mythos vom sauberen „Desert Storm“ ist erst nach mehr als einem Jahr der weltweiten Recherchen am Boden zerstört (worden). Der von „Operation Hoffnung“, von der „gemeinsamen Kraftanstrengung“, mit der US-Außenminister James Baker nach dem Kalten Krieg einen „neuen Frieden“ aufbauen wollte, ist bereits heute als „Windei“ enttarnt. Die Multimediashow vom vergangenen Montag, mit der die westlichen Industrienationen — vor allem die USA — ihr Image aufpolieren wollten, hat sich in realiter als Schmalspurprogramm entpuppt, das an den traurigen Zuständen in den Ländern der GUS (fast) nichts ändern wird: aber bis in die Vereinigten Staaten oder nach Japan werden die prognostizierten Armutsflüchtlinge aus der Ex-Sowjetunion (zunächst) ja auch nicht kommen. Klaus-Peter Klingelschmitt