piwik no script img

Wenn's was ganz Besonderes sein muß

■ Schulen mit einem elitären Ruf sind heiß begehrt

Berlin. Um es vorneweg zu sagen — ein Eliteinternat à la »Saalem« gibt es nicht in Berlin, dafür aber eine ganze Reihe von Gymnasien, die im Ruf stehen, Besonderes zu bieten und zu verlangen. Vor allem im Ostteil der Stadt existieren diverse Schulen, die neben dem Abitur auch noch die Förderung bestimmter Begabungen anbieten. Ein hohes Prestige — zumindest in Ost-Berlin — genießen nicht nur die Gymnasien mit Musikschwerpunkt in Friedrichshain und Mitte, sondern auch das sportbetonte Gymnasium in Prenzlauer Berg. Um dort landen zu können, müssen sich die Kinder bereits vorher auf dem entsprechenden Gebiet profiliert haben. Leistungssport sollten sie schon treiben, wenn sie eine Sportklasse anstreben, »hervorragend begabt« sein, um eine musische Erziehung in der Carl-Phillip-Emanuel-Bach- Oberschule genießen zu dürfen. Wer sein Kind an einer dieser Schulen anmelden möchte, sollte es also möglichst bereits im zarten Vorschulalter auf den Schwebebalken heben beziehungsweise ihm eine Geige in die Hand drücken. Ebenfalls im Ostteil liegt die frühere Heinrich-Hertz- Schule, die ihr Angebot schwerpunktmäßig an kleine Einsteins richtet. Kindern, die bereits in jungen Jahren ein Faible für Zahlen, Reagenzgläser und Kondensatoren entwickelt haben, wird das Angebot des Gymnasiums mit seinem mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt wahrscheinlich entgegenkommen. Selbstverständlich gibt es auch im Westteil der Stadt Gymnasien mit einem besonderen Profil und/oder Ruf und unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen. Die, neben dem Französischen Gymnasium, wohl prestigeträchtigste Oberschule Berlins ist das Evangelische Gymnasium mit dem fröhlichen Namen »Zum grauen Kloster«. Kinder, die dort ihr Abitur machen wollen, sollten von der Grundschule einen Notendurchschnitt von mindestens 1,6 mitbringen und außerdem evangelisch sein. Das Sahnehäubchen unter den zweisprachigen Oberschulen, das Französische Gymnasium in Tiergarten, beginnt das fünfte Schuljahr mit parallelen Klassen für französische und deutsche Kinder. Ab der siebten Klasse wird der Unterricht dann in gemischten Klassen in französischer Sprache erteilt. Dort läßt sich durch fleißiges Lernen (allein acht Wochenstunden Französisch in der fünften/sechsten Klasse) bereits nach dem zwölften Schuljahr neben dem Abitur das französische baccalaureat erwerben. Trotz der hohen Anforderungen sind die Erfolgsaussichten gut: Ungefähr 75 Prozent der SchülerInnen erlangen das Abitur. Da es jedes Jahr weitaus mehr InteressentInnen als freie Plätze gibt, entscheidet die Grundschulnote. Die Besten werden aufgenommen. Um einen Platz an der englisch-deutschen John-F.-Kennedy- Schule zu erlangen, müssen sich die Eltern vor allem früh entscheiden: Diese Zehlendorfer Oberschule mit gesamtschulähnlichem Aufbau beginnt bereits mit der Vorschule für Fünfjährige. Da auch dort die Anzahl der BewerberInnen die der Plätze übersteigt, entscheidet das Los. Ein Quereinstieg ist, ebenso wie am Französischen Gymnasium, kaum zu schaffen. Ebenfalls zweisprachige Züge bieten die Rückert-Oberschule in Schöneberg (französisch), die Sophie-Charlotte-Oberschule in Charlottenburg (englisch), die Johann-Gottfried-Herder-Oberschule in Friedrichshain (russisch) und die Friedrich-Engels-Oberschule in Reinickendorf (spanisch) an. Diese sind zwar nicht ganz so berühmt, dafür aber auch nicht so überlaufen. Wer seinem Kind etwas Außergewöhnliches bieten will, kann natürlich auch eines der drei altsprachlichen Gymnasien der Stadt ansteuern. Zwar sind Latein und Griechisch nicht sehr anwendungsfreundlich, schulen aber, erwiesenermaßen, die Fähigkeit, logisch zu denken. Außerdem löst ein überstandener Griechisch-Leistungskurs bei den lieben Mitmenschen stets diese Mischung aus Entsetzen und Bewunderung aus, die einem immer wieder bestätigt, was man geleistet hat — etwas Besonderes eben! Sonja Schock

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen