Totschlag: Fünf Jahre Haft für Skinhead

Ravensburg (taz) — Der 19jährige Skinhead, der im Juni vergangenen Jahres in Friedrichshafen einen 34jährigen Angolaner erstochen hat, ist zu einer Jugendhaftstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Die 2.Jugendstrafkammer des Landgerichts Ravensburg befand den rechtsextremen Mario R. des Totschlags mit bedingtem Vorsatz für schuldig. „Wir mußten davon ausgehen, daß die Hautfarbe des Opfers wesentlich zu der Tat beigetragen hat“, sagte der Vorsitzende Richter Dr.Dieter Rittmann.

Nach Überzeugung des Gerichts hat der 19jährige Skinhead den Streit mit dem 34jährigen Angolaner provoziert, nicht umgekehrt. „Der Angeklagte hat die Tötung in Kauf genommen“, sagte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung. Das Urteil ist bereits rechtskräftig, nachdem sowohl der Täter als auch die Staatsanwaltschaft, die sechs Jahre gefordert hatte, auf Rechtsmittel verzichteten.

Während des Prozesses war es zu Zwischenfällen mit einigen Skinheads gekommen, die zum Teil als Zeugen gehört wurden, zum Teil als Prozeßbeobachter angereist waren. Unter anderem wurde eine Gerichtstoilette mit Nazisymbolen beschmiert. Außerdem war am zweiten Verhandlungstag die Parole „Mario — weiter so!“ an die Wand gepinselt worden.

Der 19jährige Skinhead, der schon seit seinem zwölften Lebensjahr in rechtsextremen Zirkeln verkehrt und auch schon als Saalordner der DVU aufgetreten ist, nahm das Urteil äußerlich gelassen auf. Während der Verhandlung hatte er sich geweigert, die Bilder seines Opfers anzusehen. Er lehnte dies mit den Worten ab: „Soll ich mich etwa daran aufgeilen?“

Unmittelbar nach der Tat im Juni 1991 hatten Skinheads sogar den Trauerzug für den erstochenen Angolaner mit „Sieg-Heil“-Rufen gestört. In einem Flugblatt hatten sie Mario R. noch als „Helden von Friedrichshafen“ hochstilisiert. Schon am Nachmittag der Tat waren in Friedshafen Schwarze von den Skins, die ein großes Saufgelage veranstaltet hatten, angepöbelt worden. Mit Parolen wie „Niggerschweine klatschen“ und —nach der Tat— „Abstechen einer Schwarzwurst“ schockierten die Rechtsextremen die Bevölkerung, die diesen Prozeß mit großem Interesse verfolgte. Schon ein Jahr zuvor war es zu einem massiven Zwischenfall in Ravensburg gekommen, als eine Gruppe Skinheads das Jugendhaus überfielen und dort die Besucher brutal zusammenschlugen. kw