Ozonloch: Wettlauf um FCKW-Ausstieg

■ USA wollen 1995 aus Produktion und Verbrauch der ozonkillenden FCKWs aussteigen/ Töpfer kündigt deutschen Ausstieg für Ende 1993 an/ Studie zeigt: US-Militärs brauchen zwei Drittel der US-FCKWs

Berlin (ap/dpa/taz) — Angesichts alarmierender Berichte über das Schwinden der schützenden Ozonschicht in der Atmosphäre überschlagen sich die Politiker beim Ausstieg aus dem wichtigsten Ozonkiller Flurchlorkohlenwasserstoff (FCKW). US-Präsident George Bush kündigte an, daß die Produktion von ozonschädigenden Substanzen in den USA schon Ende 1995 auslaufen soll. Ursprünglich hatten die USA dafür das Jahr 2000 angesetzt.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) geht davon aus, daß in Deutschland bereits bis Ende 1993 der Ausstieg aus Produktion und Verwendung des Ozonkillers FCKW erfolgen kann. Bisher galt als Ausstiegstermin 1995. Töpfer verwies gestern im Bundestag darauf, daß ungefährliche Ersatzstoffe so weit entwickelt seien, daß sie nach entsprechender Genehmigung hergestellt und eingesetzt werden könnten.

Die SPD im Bundestag hatte in der Debatte zuvor das Sofortverbot der FCKWs gefordert. Das rot-grüne Hessen kündigte an, im Bundesrat ein Verbot von Produktion und Verwendung der FCKWs bereits zum 1.Januar 1993 auf den weg zu bringen. Ministerpräsident Hans Eichel forderte die Bundesregierung zu schnellem Handeln auf: „Wer weiter zögert, bedroht Leben“, so der SPD- Politiker.

Die FCKWs, die früher häufig als Treibgas in Spraydosen verwendet wurden und jetzt unter anderem noch als Kältemittel in Kühlschränken sowie als Reinigungsmittel in der Computerproduktion dienen, sind seit Jahren als „Ozonkiller“ bekannt. Sie zerstören die Ozonschicht, die die Erde vor gefährlicher Ultraviolettstrahlung aus dem Weltraum schützt. Die Folge sind vermehrte Hautkrebserkrankungen, grüner Star und Immundefizite. Außerdem tragen die FCKWs mit einem Fünftel zum Treibhauseffekt bei.

Präsident Bush hatte vor seiner Ankündigung die amerikanische Industrie gelobt und gesagt, die gegenwärtige Produktion von ozonzerstörenden Stoffen in den USA liege bereits um 40 Prozent unter dem Niveau, das die Regierung international zugesagt habe. Bis vor wenigen Wochen hatte sich die US-Regierung geweigert, eine schnellere Gangart anzuschlagen.

Bushs Abrüstungsinitiativen dürften die Ozonschicht weiter entlasten. Zwei Drittel der in den USA produzierten ozonschädigenden Stoffe werden einer Studie zufolge nämlich von den US-Streitkräften oder in deren Auftrag verbraucht. Die Studie, die am Dienstag von Umweltschutzorganisationen im kalifornischen San José vorgestellt worden war, trägt den Titel „Operation Ozonschild: Der Krieg des Pentagons gegen die Atmosphäre“. Der Hauptverfasser, Lenny Siegel, erklärte, die Streitkräfte wüßten zwar, daß sie hier ein Problem hätten, aber sie gingen nur zögernd dagegen an. Der Studie zufolge haben die Streitkräfte 1989 etwa 4,5 Millionen Kilogramm FCKW benutzt, das waren 37 Prozent der Gesamtproduktion in jenem Jahr; hinzu kamen 3,3 Millionen Kilo FCKW-Emission aus Rüstungsfabriken. ten