Ach, armes Albertville!

■ Ungebührliche Stasi-Verharmlosung bei Olympia in der ARD

Nun also auch das Fernsehen. Und auch noch das ARD- Sportstudio in Albertville. Diese sonst so netten und scheinbar ganz unpolitischen TV-Journalisten verharmlosen die Auseinandersetzung mit der Stasi-Vergangenheit in ganz ungebührlicher Art und Weise. Im Ausland auch noch und vor einem deutschen Millionenpublikum. Ja, hat denn Satire keine Grenzen mehr?

Für ihren teuflischen Plan, all die Opfer der Stasi- Krake im nachhinein auch noch lächerlich zu machen, engagieren sie fieserweise einen guten Kabarettisten, der sich zynisch als „offizieller inoffizieller IM“ vorstellt. Ha, ha! Und was tut der Mann? Er macht sich lustig über die sportlichen Opfer und verharmlost die Schandtaten der Täter; behauptet, jeder hänge mit drin, weil jeder eine Akte habe oder auch nicht. Beides sei schwer verdächtig. Gleichzeitig sei aber auch alles wieder wurscht. Die Wessis hätten doch damals auch der Witt und der Krabbe zugejubelt. Das ist perfide! Wieso zieht er die Mädels mit rein? Über die beiden wurde doch bisher stasimäßig noch gar nichts gesagt. Der Krabbe hat man nur gerade vorgeworfen, sie habe sich „mit einem Katheter möglicherweise fremden Urin einführen lassen“. Aber das hat ja mit der Stasi nichts zu tun. Oder? Und außerdem glaubt das doch sowieso niemand. Zu eklig! Nicht unsere Kathrin! Obwohl, schließlich behauptet ja 'Super‘, auch unser Wallraff habe sich möglicherweise was einführen lassen; stasimäßig allerdings. Sepplhead Heinz Klaus Mertes weiß es im prominenten Tagesthemen-Kommentar schon ganz sicher, obwohl 'Super‘ bisher nur behauptet und auch Biermann noch nicht „Arschloch“ gerufen hat.

Aber die Sportler. Alles, was recht ist. Da kann der Viererbob-Spitzel Czudaj nun also doch an den Start, weil seine Kollegen natürlich „persönliche Nachteile weniger durch die Bespitzelung als vielmehr durch das Startverbot empfinden würden“. Grauenhaft! Und Czudaj selbst spricht von einer „positiven Art der Vergangenheitsbewältigung“ durch seine Opfer. Würg! Wir sollten uns schämen, so etwas zuzulassen.

Ach Albertville! Brandgerodet für „Dieu“ Mitterrands Tatterwerk, wirst du auch noch mißbraucht, um die neueste deutsche Vergangenheitsbewältigung vollends ad absurdum zu führen. Mit dem Fernsehen als Komplizen. Philippe André