„Gegenseitig auf die Füße treten“

■ Frauen-Duo erhält Bremer Studienpreis für „Kosten- und Erlöscontrolling“

„Wo finde ich denn Zimmer 3374? „ Hilfesuchend wende ich mich an eine vorbeieilende Sekretärin im Gängelabyrinth des Fachbereichs Wirtschafts-Wissenschaften der Bremer Uni. „Also wissen sie, ich arbeite hier seit 1979, aber das kann ich Ihnen immer noch nicht sagen“. Tja, weitersuchen. Nach guten zehn Minuten hat es geklappt: Regina Fischer und Marlies Rogalski warten schon bei bei einem Kaffee.

Seit Dezember 1990 dürfen sich die beiden „Frau Doktor“ nennen; am 11. Februar erhielten sie noch eine weitere akademische Würdigung: Neben vier anderen PreisträgerInnen ging der mit je 1.000 und 2.000 Mark dotierte Bremer Studienpreis 1991 für hervorragende wissenschaftliche Prüfungsleistungen an ihre gemeisame Dissertation. Der Titel der Arbeit: „Entscheidungsorientiertes Kosten- und Erlöscontrolling“.

Für Unwissende liest sich das wie ein Kochbuch, nur rückwärts. Experten wissen aber: Hier handelt es sich um ein neu entwickeltes EDV-System im Bereich der Kostenrechnung und Betriebsinformatik.

Wie war der Weg vom Teamwork bis zur Preisverleihung? „Wir arbeiten schon seit dem Hauptstudium gut zusammen und hatten in unseren Diplomarbeiten gemeinsame Themen angschnitten“. Das war die Basis, alles andere, das gemeisame Dissertationthema, der Vorschlag zum Studienpreis eher Zufall. „Das Wichtigste dabei: Wir haben uns immer gegenseitig auf die Füße gegtreten, um vorwärts zu kommen. Natürlich haben wir uns gestritten und kritisiert.“

Das müsse frau abhaben können bei einer Gemeinschaftsproduktion, die mehr als drei Jahre dauert. „Z.B. hatte ich wochenlang an inhaltlichen Formulierungen gebastelt, war stolz auf meine Ausarbeitungen und dann flogen die zum Schluß doch wieder raus“, erzählt Marlies, „das war vielleicht nervig.“

Dann warteten da noch Australien und Neuseeland. Im Januar 91 war die Dissertation fertig — und dann nix wie weg. Ein gutes Jahr danach wird die Arbeit preisgekrönt. Und nicht nur das: Längst schon sitzen sie, mit 28 und 29 Lenzen, an ihrer Habilitation. Unzertrennliche Karierefrauen also? „Nein, wir machen vieles gemeinsam, gehen jetzt aber eigene Wege,“ Marlies in Richtung „Produktionswirtschaft“, Regine in die Finanzwirtschat.

Und wie war as mit dem Kostencontrolling beim Preisgeld? „Das haben wir auf den Kopf gehauen.“

Andrea Chudaska