Heinz Klaus fliegt raus

Bayerischer Fernsehchef darf künftig nicht mehr „Report“ moderieren/ Heftige Auseinandersetzungen im Rundfunkrat/ Nur Stoiber hält noch zu Mertes  ■ Von Claus Christian Malzahn

Berlin (taz) — Heinz Klaus Mertes (CSU) kriegt was hinter die Löffel: Der bayerische Fernsehchef Mertes (CSU) wird die Moderation der Sendung Report abgeben. Das gab der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), Albert Scharf, am Donnerstag abend während der Rundfunkratssitzung in München bekannt. Auf der Gremiensitzung war Mertes wegen seines Tagesthemen- Kommentars über angebliche Stasi- Kontakte des Autors Günter Wallraff und seinen Äußerungen über den brandenburgischen Ministerpräsidenten Stolpe (SPD) scharf attackiert worden.

Einige Zeit wird Mertes der deutschen Fernsehgemeinde aber noch erhalten bleiben: Der Moderationswechsel werde nicht sofort vollzogen, damit nicht der Eindruck entstehe, der Abgang von Mertes habe irgendetwas mit der Kritik an seiner Person zu tun, erklärte Scharf.

Doch daran glaubt der Intendant wohl selbst nicht — Scharf reagierte ganz offensichtlich auf öffentlichen und internen Druck. Die meisten Mitglieder des Rundfunkrates ließen auf der Sitzung kein gutes Haar an dem CSU-Journalisten. Mit so einem Chefredakteur mache sich der Bayerische Rundfunk bundesweit lächerlich, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Heinz Kaiser. „Mertes schadet dem Bayerischen Rundfunk mehr, als er ihm nützt!“ fügte der FDP-Abgeordnete Claus Hasslinger hinzu, und der bayerische DGB-Landesvorsitzende Fritz Schösser warf Mertes vor, den Bayerischen Rundfunk als öffentlich-rechtliche Anstalt mit einer „Anstalt zur gewollten Hinrichtung“ verwechselt und gegen die Rechtstaatlichkeit verstoßen zu haben. Die Vertreterin der Schriftstellerorganisationen im Rundfunkrat, Asta Scheib, bezeichnete Mertes schlicht als „unanständig“.

Nur die CSU-Vertreter im Rundfunkrat ließen ihren Mann nicht hängen. Bayerns Innenminister Edmund Stoiber wies die Kritik als „jenseits jeder Verhältnismäßigkeit“ zurück. Der CSU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Alois Glück, erklärte, Mertes sei mit Stolpe im Report-Interview „sehr hart, aber nicht unkorrekt“ umgegangen. Intendant Scharf räumte ein, daß Kritik an den Sendungen mit Mertes „in Einzelpunkten berechtigt“ sei. „Daraus gilt es jetzt zu lernen!“ sagte er weiter — und gab bekannt, daß Mertes kein Moderator mehr sein soll. Zweieinhalb Stunden diskutierten die Rundfunkräte lautstark — nur einer schwieg: Mertes' Vorgesetzter, der BR-Fernsehdirektor Wolf Feller.

Während in München die Fetzen fliegen, ist die Redaktion von 'Super‘ nun krampfhaft bemüht, neue Geschütze gegen Wallraff aufzufahren. So behauptete das Blatt, die Bundesanwaltschaft habe wegen der 'Super‘-Recherche Vorermittlungen gegen Wallraff aufgenommen. Diese Behauptung wurde in Karlsruhe inzwischen dementiert: Es gebe keinen zureichenden Anfangsverdacht, um ein Ermittlungsverfahren wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit einzuleiten, sagte der Sprecher der Behörde, Rolf Hannich.

Siehe auch Kommentar auf Seite12.