INTERVIEW
: »Wir haben Chancen«

■ Ein Interview zum fünfjährigen Jubiläum der Bürgerinitiative gegen den Flughafen Tempelhof

taz: Sie setzen sich dafür ein, daß der Flughafen Tempelhof geschlossen wird. Ist das für eine Bürgerinitiative nicht ein zu großer Schuh?

Horst Rolwes-Hollmann: Das können wir allein nicht schaffen. Wenn wir aber bei anderen Gruppen oder in der Umweltbewegung Verbündete finden, haben wir eine Chance.

Die Passagierzahl im Flugverkehr verdoppelte sich von knapp über 400.000 im vergangenen Jahr auf vermutlich eine Million in diesem Jahr. Frustriert Sie das?

Rolwes-Hollmann: Wir ärgern uns darüber, aber es hat keinen Sinn, sich davon enttäuschen zu lassen. Wir müssen langfristig erreichen, daß innerstädtische Flughäfen dicht gemacht werden.

Tempelhof wird möglicherweise schon in drei Jahren geschlossen. Ist das das Ende Ihrer Initiative?

Anne Schmidt: Auf solche Versprechen verlassen wir uns nicht. Der Bezirkswahlkampf hat begonnen — jetzt werden Sprüche geklopft.

Glauben Sie denn, daß Tempelhof jemals geschlossen wird?

Schmidt: Ja. Selbst der Stadtentwicklungssenator überlegt sich, wie das Gelände danach genutzt werden könnte. Aber wann der letzte Flieger abheben wird, weiß ich nicht.

Sie wenden sich vor allem gegen den Flugverkehr vor Ihrer Tür. Gilt bei Ihnen das Sankt-Florians-Prinzip?

Rolwes-Hollmann: Wir sind überhaupt nicht der Meinung, daß Flugzeuge statt in Tempelhof woanders starten sollen. Der gesamte Flugverkehr muß weniger werden. Flüge unter 1.000 Kilometern müssen auf die Schiene verlagert werden.

Befürworten Sie den geplanten Großflughafen im Süden Berlins?

Rolwes-Hollmann: Wir befürworten einen Flughafen außerhalb Berlins, vorausgesetzt, daß nur noch Flüge für längere Strecken angeboten werden.

Was haben Sie in fünf Jahren Bürgerinitiativ-Arbeit gelernt?

Schmidt: Nicht zu verzweifeln. Immer wieder neu anzufangen, selbst wenn ich die Hoffnung aufgegeben habe. Und keinen falschen Respekt mehr vor Leuten zu haben, die auf Grund ihrer Partei oder ihres Amtes einen Namen haben. Interview: Dirk Wildt