Parkhaus am Bahnhofsausgang?

■ Investor verplant mit der Bundesbahn den Ausgang Richtung Bürgerweide

Zum ersten Mal hat gestern die ressortübergreifende Arbeitsgruppe getagt, die die gesamte Umgestaltung der Bürgerweide koordinieren soll. Abschaffung der flächendeckenden kostenlosen Parkplätze, Verlegung der Haltestelle von Straßenbahn und Bus an den Bahnhofs-Nordausgang, Fußwegallee zwischen Bahnhof und Kongreßzentrum, Ladenpassagen und Bürogebäude zwischen Theodor-Heuss-Allee und Bahngleisen — das sind die Eckpunkte der Bürgerweiden- Planung. Konkrete Ergebnisse hat das Treffen der rund 40 Beamten aus den Ressorts für Wirtschaft, Bau und Stadtplanung gestern noch nicht gebracht.

Konkret plant dagegen schon einer, der gestern nur als aufmerksamer Zuhörer gekommen war: Investor Klaus Hornung. Er will dem Bahnhofs-Nordausgang eine Empfangshalle vorbauen und nebenan auf dem Grundstück

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des früheren Lloyd-Hotels eine Ladenpassage unter großen Büroflächen entstehen lassen. Seine Bauvoranfrage wurde bereits positiv beschieden, der Bauantrag läuft. Mit im Konzept des Investors: Ein Parkhaus mit 600 Autostellplätzen.

Rainer Imholze, Sprecher des Bausenators, sprach gestern noch davon, daß über den künftigen Autoverkehr auf der Bürgerweide erst „im Rahmen der integrativen Verkehrsplanung und eines neuen Parkraumbewirtschaftungs-Konzeptes“ im Gesamtzusammenhang entschieden würde. Vorgaben, wieviele Auto-Stellplätze auf der Bürgerweide erhalten bleiben sollten, gebe es bisher noch nicht. Zunächst solle die Parkplatz-GmbH ein Konzept vorlegen. Dabei sei sogar die Möglichkeit denkbar, daß Parkplatz-GmbH, Stadt, Kongreßzentrums-Betreiber und der private Investor ein gemeinsames Parkhaus bauen.

Doch während das Bauressorts in dieser Art noch Fragen stellt, hat das Ressort für Stadtplanung schon Antworten in der Schublade. „Wir prüfen gerade die Möglichkeit, 400 Stellplätze in einer Tiefgarage unter dem Vorplatz des Bahnhofs-Nordausgangs zu schaffen“, sagte der Chef des Planungsamtes, Detlef Kniemeyer, gestern. An dem morgendlichen Beamten-Treffen hatte er nicht teilgenommen. Er weiß, daß einem Parkhaus-Bau des Investors Hornung sowieso nichts entgegensteht. „Es gibt da keinen Verhinderungsparagraphen“, sagte Kniemeyer.

Der Bau einer Tiefgarage hätte sogar den Vorteil, daß die stark kontaminierte Erde unter dem Bahnhofsvorplatz gleich vollständig abgetragen werden könnte. „Früher stand da nämlich einmal ein Gaswerk. Wenn jetzt an gleicher Stelle wieder gebaut wird, dann müßten die verseuchten Böden sowieso ausgetauscht werden“, weiß Kniemeyer.

Investor Klaus Hornung selber will „noch 1992“ mit den Bauarbeiten für den Laden- und Bürokomplex am Bahnhofs-Nordausgang beginnen. Von einer Parkplatz-Kooperation mit dem Kongreßzentrum hält er nichts: „Die Distanz quer über die Bürgerweide ist einfach zu groß.“ Aber mit der Bundesbahn, auf deren Gelände das künftige Parkhaus — oder die Tiefgarage — entstehen soll, gibt es bereits eine konkrete Vereinbarung: Sie würde das entsprechende Grundstück unter der Bedingung verkaufen, daß sie selber rund 100 der 600 geplanten Stellplätze nutzen kann.

„Die brauchen wir für unser 'park-and-rail'-Angebot“, sagte gestern Bundesbahn-Sprecher Kopka auf Anfrage. Denn auch die Bahn rechnet damit, daß von den 2.500 kostenlosen Autoabstellplätzen, die es heute noch auf der Bürgerweide gibt, in Zukunft nicht mehr viel übrig bleiben wird.

So konkret sich die künftige Gestaltung des Bahnhofs-Nordausgangs inzwischen abzeichnet, so sehr steht ein anderes Projekt dagegen in den Sternen: Das Wirtschaftsressort hatte im vergangenen Jahr mit einem Gutachten der Dornier-Gruppe den Vorschlag gemacht, auf dem bisherigen Güterbahnhof ein großes Dienstleistungszentrum entstehen zu lassen. Mit der Bürgerweide sollte es durch einen Fly- over quer über die Bahngleise vor dem Hauptbahnhof hinweg verbunden werden.

„Das halte ich nicht für verfolgenswert“, signalisierte Planungsamts-Chef Kniemeyer gestern auf die vornehme Art, daß er ein solches Projekt für stadtplanerischen und ökonomischen Unsinn hält. Dirk Asendorpf