900 Olympianer dürfen bleiben

■ Daimler wird keine Produktion nach Wilhelmshaven verlagern

Mit einer Enttäuschung für die 2.650 Beschäftigten des AEG- Olympia-Werkes in Roffhausen bei Wilhelmshaven endete gestern die Aufsichtsratssitzung der AEG in Frankfurt. Die Daimler- Benz AG will an den Küstenstandort keine Ersatzproduktion abgeben. Diese Entscheidung verkündete gestern AEG-Vorstandschef Ernst Georg Stöckl. „Die Standortproblematik Roffhausen läßt sich somit auf diese Weise nicht lösen“, erklärte er. Aber: Für etwa 900 Mitarbeiter des Olympia-Werkes in Roffhausen soll eine Beschäftigung über den 31.12.1992 hinaus gewährleistet sein.

Eine Produktionsverlagerung nach Roffhausen sei aus „wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht machbar“, begründete Stöckl die Aufgabe des Standortes Roffhausen. Betriebsräte von Olympia, AEG, Daimler-Benz und die IG-Metall hatten in einem eigenen Konzept die Produktionsverlagerung vorgeschlagen. Stöckl erklärte jedoch, daß der Vorschlag vom Unternehmensvorstand geprüft, aber verworfen worden sei.

Etwa 900 Olympianer sollen aber weiterbeschäftigt werden. Die Kunststoffspritzerei und die Galvanik-Abteilung werden mit etwa 200 Olympianern als eigenständige Firmen weitergeführt. 400 Stellen sollen bei Zulieferbetrieben der Daimler-Benz AG für Olympianer freigehlaten werden. Die Wilhelmshavener müssen dafür allerdings Anfahrtswege von bis zu 100 Kilometern zurücklegen. Die neuen Werke liegen in Bremen (Deutsche Airbus), Varel oder Einswarden. Außerdem wird eine eigenständige Vertriebsgesellschaft gegründet, die unter anderem auch für die Wartung der Olympia-Schreibmaschinen zuständig bleibt. In Roffhausen werden dort etwa 200 Olympianer unterschlüpfen können. Für die übrigen 1.700 Beschäftigten, die in dem Vorstandsmodell keinen Arbeitsplatz abbekommen haben, kündigte der AEG-Chef umgehend Verhandlungen über einen Sozialplan an.

Während der Aufsichtsratssitzung hatten etwa 600 Olympianer in Frankfurt gegen die Schließung des Standortes Roffhausen demonstriert. Mit einem Drahtseil hielten sie für 30 Minuten eine Mainbrücke blockiert, nachdem sie eine Gruppe von Staffelläufern im Spalier empfangen hatten. Die 22 Olympianer hatten die 622 Kilometer von Wilhelmshaven nach Frankfurt im Prostest-Dauerlauf zurückgelegt.

mad