Immer mehr Menschen haben »Panikstörungen«

■ Agoraphobie tritt in achtzig Prozent der Fälle bei Frauen auf/ Kongreß für Klinische Psychologie in Berlin

Berlin. Etwa zehn Prozent der Bundesbürger geraten mindestens einmal in ihrem Leben so sehr in Panik, daß psychologische Betreuung erforderlich wäre. Ob die Zahl der Panikattacken zunimmt, ist nach Meinung des Psychologen Armin Kuhr von der medizinischen Hochschule Hannover allerdings nicht genau feststellbar. Es werde jedoch vermehrt über Panik gesprochen und geschrieben und es würden mehr »Panikstörungen mit Agoraphobie« (Angst vor weiten Flächen) von Fachärzten und Psychotherapeuten diagnostiziert, sagte Kuhr auf dem Kongreß für Klinische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) gestern in Berlin.

80 Prozent der an Agoraphobie Erkrankten seien Frauen, sagte Anne Maria Leimkühler von der Angstambulanz der Psychiatrischen Klinik der Universität Düsseldorf. Die Angstanfälle zeigten sich körperlich als Herzbeschwerden, Atemnot und Schwindel sowie seelisch als Angst, zu sterben oder verrückt zu werden.

Neue Forschung habe zur Entwicklung spezieller Panik-Therapieprogramme geführt, referierten Silvia Schneider und Jürgen Margraf. Gefördert von der Christoph- Dornier-Stiftung wurde an der Uni Marburg ein 15-Stunden-Programm zur Behebung oder Beherrschung von Panik entwickelt. Kuhr hob hervor, daß Panik nichts mit Symptomen wie Herzrasen und Zittrigkeit beispielsweise nach einem knapp entronnenen Autounfall zu tun hätte. Solche Schrecken erlebten pro Jahr schätzungweise 30 Prozent der Bevölkerung. Dabei klinge der Schrecken ab, sobald die Gefahr vorüber sei. Kontrovers wurde diskutiert, ob Panik-Therapie die auslösende Ursache mit berücksichtigen sollte. dpa