Ins Abseits gebeamt

Berlin (taz) — Der Berliner Festivalchef Moritz de Hadeln ward nun doch nicht gesichtet auf der Startrek- Party am Sonntag abend. Er wäre dort auch völlig fehl am Platze gewesen, denn mag der oberste Berlinale- Mutant vielleicht gerade noch als „Trekkie“ — also als Mitläufer des Enterprise-Kultes — durchgehen, ein wahrer Startrek-Fan ist er sicher nicht. Diese Spezies nennt sich „Trekker“, ist in Clubs organisiert und kennt das Roddenberry-Universum bis zum letzten Meteoriten. Die Fanclubs sind eine sichere Bank für die Startrek-Produzenten, weshalb die Paramount Pictures eigens Kontakter beschäftigen, die nichts anderes tun, als die „Trekker“ zu betreuen. Die deutsche Dependance des Studios indes widmete den von ihr eingeladenen Kirk-Jüngern, die zuvor bei der öffentlichen Premiere des aktuellen Enterprise-Abenteuers im Zoo-Palast mit Föderationsuniformen und Klingonenmasken Farbe ins Parkett gebracht hatten, ungleich weniger Aufmerksamkeit. Enttäuscht kehrten die teilweise von weither angereisten Fans der ihnen als Treffpunkt angewiesenen Kiez- Disco den Rücken, hatte man dort doch nur durch Werbeplakate für entsprechendes Ambiente gesorgt. Zu laut sei es dort und ungemütlich, beklagten die empörten „Trekker“. Einige stiegen gar nicht erst aus der Taxe, sondern fuhren unverzüglich ins Zentrum zurück, um sich ein ansprechenderes Etablissement zu suchen.

Zu den aufmerksamsten Zuschauern der Deutschland-Premiere gehörte Enterprise-Fan Steffen Wietek, der von Journalisten mit Interviewwünschen bestürmt wird, seit die taz (siehe 'Wahrheit‘, 22.11. 1991) berichtete, daß Elemente eines von Wietek eingereichten Drehbuchentwurfs ungefragt für Startrek VI übernommen wurden.

Nachdem er den Film gesehen hat, findet sich der Autor in seinen Vermutungen bestätigt und wird entsprechende Schritte einleiten. Die Rechtsabteilung der Paramount Pictures kann demnächst mit Post aus Deutschland rechnen.

Schon einmal, bei Startrek IV, hatte es eine ähnliche Affäre gegeben, als zwei US-amerikanische Trekker im Plot eine von ihnen verfaßte Kurzgeschichte wiedererkannten. Beteiligt waren damals, wie auch jetzt wieder, Spock-Darsteller Leonard Nimoy als Ausführender Produzent/Regisseur sowie Co-Autor Nicholas Meyer, der für Startrek VI als Regisseur verantwortlich zeichnet. Harald Keller