Le Pen besteht Generalprobe in Nizza

Paris (taz) — Alle Parteien waren gegen die Nachwahl im 14. Kanton von Nizza, denn der Sieger wird keine Gelegenheit haben, an einer Sitzung der Departements-Versammlung teilzunehmen: Am 22. März stehen landesweit die Regional- und Departementswahlen an. Der Sieger des ersten Wahlgangs, Jacques Peyrat von der rechtsradikalen Front National (FN), befürchtet, daß die Wähler das Ergebnis dann korrigieren könnten. Die zerstrittenen bürgerlichen Parteien, RPR und UDF, sehen in ihrer Wahlschlappe ein schlechtes Omen. Die Nachwahl war nötig, weil der bisherige Amtsinhaber, ein RPR-Politiker, gestorben war. UDF und RPR konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Der Kandidat der neogaullistischen RPR hatte seinen Wahlkampf sogar zum großen Teil auf Kritik an der UDF-Kandidatin aufgebaut. Die Front National profitiert in Nizza auch von der Fürsprache des ehemaligen Bürgermeisters und Lokalmatadors Jacques Medecin. Medecin ist der Steuerhinterziehung angeklagt und hat sich vor 18 Monaten nach Uruguay geflüchtet. Von seinem Exil aus forderte er seine immer noch große Anhängerschar auf, FN zu wählen, für die seine eigene Tochter kandidiert. Der Sieger Peyrat ist auch Kandidat für die Regionalwahlen und steht direkt hinter Jean-Marie Le Pen auf Platz zwei der FN-Liste. Die Wahlverlierer hoffen nun, daß die Nichtwähler das Blatt beim entscheidenden Urnengang Ende März noch wenden könnten. Zwei Drittel (65 Prozent) der knapp 16.000 Wahlberechtigten waren am Sonntag zu Hause geblieben. Doch alle Meinungsumfragen für die Regionalwahlen sagen ebenfalls eine enorm hohe Wahlenthaltung voraus. Bettina Kaps

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