„Musik braucht Luft!“

■ Erich Ehlers' feiner Abschied

Richtig überrascht wurde er, in der Strickjoppe an der Dom-Orgel, nach seinem romantischen Konzert: Rund 40 StudentInnen der Kirchenmusik kamen einfach auf die Empore gelaufen, in Mänteln und Schals, holten ihren Lehrer Erich Ehlers ab zum Feierstündchen im Domkapitelsaal. Denn der hört jetzt auf zu unterrichten an der Hochschule, nach 30, nein sogar nach 40 Jahren, wie er später seine Lob-Redner richtigstellte.

Wenn zahlreiche Schüler-Karrieren und so ein selbstorganisierter Abschied Maßstäbe sind, muß er ein guter und ein netter Lehrer sein. „Üben und Studieren ist kein Geheimnis, sondern eine Frage des Fleißes, nun war ich zwar nicht pausenlos fleißig (wer könnte das schon ertragen), aber insgesamt war doch viel Kraft und Aufwand nötig“, zitierte Prof. Kurt Seibert als Fachbereichssprecher seinen Kollegen Ehlers zum Abschied. Es gab zum Geschenk, was sonst ein Ständchen wäre, einen schönen Chor auf Bachs Nr. 147, mit dem Text „Wohl mir, daß ich Erich hatte, viel Semestern gut und lang...“ aus 20 Kehlen, mehrstimmig natürlich, und nette Reden mit Wünschen, daß nun die Ehlers-Konzerte ja nicht aufhören, sondern erst richtig anfangen. Und Sektschlückchen!

Nicht ehrfürchtig, eher liebevoll waren die StudentInnen zu ihrem Ehlers, und der ließ dann in seinen Dankesworten („Wenn Sie mich so überraschen, können Sie natürlich keine Rede von mir erwarten“) durchblicken, was für einer Erich Ehlers ist, der zum Beispiel vergeblich immer dagegen war, Musik-Prüfungen wie sportliche Ereignisse in Einzel- Noten zu zerkleinern. Viel Spaß hätte ihm das Unterrichten gemacht, auch mit denen, „mit denen es schwerer war“. Ein Graus sei ihm die Vorstellung von Notenpapieren mit fix und fertigen Fingersätzen gewesen: „Die Kunst ist, nie fertig zu sein! Musik muß Luft haben! Schwimmen Sie, gehen Sie spazieren! Da hilft nichts Verklemmtes. Wer nicht mit dem Kof zuerst ins Wasser springt, der kann auch nicht dirigieren.“ S.P.