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Lagert sie? Gefriert sie? Oder gärt sie?

■ Neue Kunst im alten Bierkeller / „Städtische Galerie im Buntentor“ eröffnet

Am Freitag um 18.30 Uhr treffen sich alle Bierfreunde, die gern gratis Remmer light trinken, mit allen Kunstfreunden an der Domsheide. Eine Sonder-Straßenbahn startet dort Richtung Buntentor, wo bei Nummer 112 eine altgediente Industriebrache revitalisiert werden soll: Um 19 Uhr (allen anderslautenden Meldungen zum Trotz) wird, wo ehemals die Remmer-Brauerei ihr Bier gären und lagern ließ, die „Städtische Galerie im Buntentor“ eröffnet. Unter dem Namen „Kommunale Galerie“ hat sie früher in der Weserburg den städtischen Kunstschatz verwaltet — bis zum Umbau der Weserburg. Seither war die Galerie heimatlos.

Vorn an der Straße das „Sudhaus“, jetzt privat bewohnt, einstmals eine Gaststätte mit frischem Bier. Dahinter die „Schwankhalle“ (nicht: Schankhalle), die noch zu restaurieren ist. Und wesernah der „Gär- und Lagerkeller“ mit seinem „Eiskeller“, der mit Wesereis bestückt wurde. Zur Kühlung der Lagerbiere.

In diesem Gebäude, das besonders durch den aufgesetzten Wasserturm auffällt (der erhält gerade für 138.000 Mark einen neuen Helm), soll sich neues Neustädter Kulturleben kristallisieren. Die Bremer „Musikerinitiative“ bekommt hier Räume, und auch der Stadtteil-Kultur-Verein „Fuhrpark“ will sich hier einrichten. Derhat sich die erfolgreiche Rettung des Gebäudes vor dem Abriß an die Fahnen geheftet.

Mit 400 Quadratmetern ist die „Städtische Galerie“ allerdings am größten eingestiegen. Auf verdreifachter Flächegegenüber Weserburg-Zeiten und unter dem eleganteren neuen Namen (klingt „kommunal“ nicht nach Überschuldung und längst demontierten Idealen?) wollen Claudia Mindach, Carola Werner und Kustos Hans-Joachim Manske künftig junge Bremer Kunst mit verwandter auswärtiger konfrontieren. Der zweiteilige Ausstellungsraum im 1. Stock legt ein solches Konzept nahe und soll den Jüngeren erleichtern, „sich in Galerien und Ausstellungs-Einrichtungen anderer Kunstregionen zu zeigen und zu behaupten.“

Der Umbau (Architekturbüro Schomers, Schürmann und Stridde) ließ so weit wie möglich die eigenwillige Architektur des Gebäudes unangetastet. Biergeruch fehlt zwar mittlerweile — zwischen 1918 und 1988 nutzte der städtische Fuhrpark das Haus als Lager —, doch Eisenträger und Deckenkonstruktionen bleiben bei diesem (noch nicht anerkannten) Industriedenkmal sichtbar. Die Räumlichkeiten wirken großzügig und licht, eine Dimension, mit der, wie Manske weiß, nicht jede junge KünstlerIn zurecht kommt.

Wie sich Kunst an diesem Platz macht, ist ab sofort zu überprüfen. Zusammen mit der „Einweihung“ der Galerie wird die Ausstellung „Bremer Förderpreis 1991“ eröffnet. Kultursenatorin Helga Trüpel wird heute abend die Preisträgerin Gabriele Konsor aus Delmenhorst ehren (inkl. 5.000 Mark): Für ihre Arbeit „Herzfehler“, eine womöglich ironische Auseinandersetzung mit dem didaktischen Medium „Schautafel“.

Gut zweieinhalb Millionen hat der Umbau bislang verschlungen, und doch liegen noch ganze Gebäudeteile brach. Die Pläne für das Areal indes sind hochfliegend: Im Vorderhaus soll wieder eine Gaststätte inkl. hauseigener Brauerei entstehen, ein Kaffeegarten soll folgen, in die „Schwankhalle“ soll Kultur rein. Die „Bremische“ denkt an zweieinhalb bis drei Millionen Mark, die noch hermüßten. Damit irgendwann die Neustädter Kunstachse Weserburg — KünstlerHaus am Deich — Shakespeare Comp. — Buntentor eine Auffanglinie für kulturelle Innenstadtpendler werden kann.

Burkhard Straßmann

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