Straßennamen

■ betr.: "Erstmals eine Raoul-Wallenberg-Straße in Berlin", taz vom 7.2.92

betr.: »Erstmals eine Raoul-Wallenberg-Straße in Berlin«, taz vom 7.2.92

Der Titel ist inhaltlich falsch. Seit dem 1.9.1967 gibt es bereits in Wilmersdorf, an der Wilmersdorfer Aue, eine »Wallenbergstraße«, die nach dem schwedischen Diplomaten benannt worden ist. Angesichts der Tatsache, daß zum Beispiel acht Straßen beziehungsweise Plätze der Stadt an die preußische Königin Luise erinnern und es zum Beispiel auch acht Bismarckstraßen und -plätze gibt, kann diese Doppelbenennung vielleicht als ausgleichende Gerechtigkeit für ein schiefes Geschichtsbild auf Berliner Straßenschildern angesehen werden.

Der neue Name der Straße ist wohl auf die Rührigkeit des Wallenberg-Komitees zurückzuführen. Andererseits ist die Benennung nur ein Beispiel dafür, daß die Berliner Bezirke — bis auf wenige Ausnahmen — die historische Chance vertan haben, auf dem Stadtplan unterdrückte Teile der Geschichte deutlich werden zu lassen. Hier sind vor allem die Berliner Frauen und die Gruppe der SchriftstellerInnen zu nennen.

Bis zum heutigen Tage gibt es in der Stadt keine Straße, die an die Charité-Ärztin und Gesundheitspolitikerin Käthe Frankenthal erinnert. Auch sucht man in Berlin eine »Erich-Kästner-Straße« vergeblich. Jürgen Karwelat,

Berliner Geschichtswerkstatt e.V.