Therapeutische Übergriffe

■ Sexuelle Übergriffe in drei Prozent aller Therapien

Berlin. In mindestens drei Prozent aller Psychotherapien kommt es zu »sexuellen Übergiffen« männlicher Therapeuten gegenüber weiblichen Klienten, so die Diplom-Psychologin Irmgard Vogt auf dem Kongreß für Klinische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT). In einer von ihr durchgeführten Studie hätten sogar 30 Prozent von 262 befragten Therapeuten und psychologischen Beratern angegeben, »schon einmal eine Klientin beraten zu haben, die ein intimes Verhältnis mit einem Therapeuten hatte«.

Liebe und Sexualität seien in der Therapie ein »schwerer Kunstfehler«, so die Dozentin. Wegen der besonderen Schutzbedürftigkeit der Ratsuchenden handele es sich um eine strafbare Handlung. Sie bleibe meist jedoch ungeahndet, da die betroffenen Frauen nicht die Kraft und den Mut hätten, den einst geliebten Täter anzuzeigen. Der Wunsch nach Sexualität könne von beiden Seiten ausgehen, betonte die Psychologin, »es ist jedoch die Pflicht des Therapeuten, nicht darauf einzugehen«.

Der Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP) wird im April zusammen mit den Psychologischen Fachverbänden über Maßnahmen zur Eindämmung dieses »Therapierisikos« beraten. Erwogen werde die Schaffung eines Fonds zur Unterstützung von Sexualopfern und die Einrichtung einer zentralen Beratungsstelle. Die Sanktionsmöglichkeiten gegen Therapeuten seien gering, da es kein gesetzlich geregeltes Berufsrecht gebe. Als »gefährdeten Bereich« bezeichnete Frau Vogt Sexualtherapien sowie Körper- und Atemtherapien. Nach sexuellen Kontakten sollte die Therapie sofort abgebrochen werden. dpa