Bettenburgen mit Öko-Auszeichnung

■ Ökologische Gütesiegel für Reiseorte oder Tourismusbetriebe sind noch nicht zuverlässig/ Die größte Verantwortung tragen die Touristen selbst — da hilft auch kein Grüner Koffer und keine Blaue Flagge

»Eine intakte Umwelt ist die Voraussetzung für schöne Ferien«, stellt der Marktführer TUI in seinen neuen Sommerkatalogen fest. Doch wie der Pauschaltourist zwischen den bunten Bildchen die Wahrheit über Wasserqualität oder Verkehrslärm am Ort erfahren soll, woran er erkennt, ob das gebuchte Hotel eine Kläranlage hat und unnötigen Abfall vermeidet, das kann auch TUI ihm nicht sagen.

Zwar ist der Bedarf für ein Öko- Gütesiegel Tourismus groß. Aber die vorhandenen Ansätze reichen noch nicht aus. Am besten eingeführt ist die Blaue Europaflagge, die für Badeorte und Bootshäfen vergeben wird. Doch sie steht auch am meisten in der Kritik, weil die Kriterien so schwammig sind, daß oft die schlimmsten Bettenburgen diese Öko-Auszeichnung bekommen. Inzwischen ist es sogar gerichtlich verboten, mit der blauen Flagge zu werben.

Besser machen will es der Verein Ökologischer Tourismus in Europa, dem einige bekannte Umweltverbände angehören. Sein Grüner Koffer ist aber noch nicht unterwegs, da die Bundesregierung bislang das Geld für die umfänglichen Prüfungen zurückhält. Das bayrische Umweltministerium vergibt in diesem Jahr an einige Ferienbetriebe ein Umweltwapperl. Es ist ebenso wenig verbreitet wie die Blaue Schwalbe, die nur an eine Handvoll Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen in Deutschland verliehen wurde. Doch Grüner Koffer hin, Blaue Flagge her — die größte Verantwortung für sanften Tourismus tragen die Reisenden selbst. Wer mit dem Jet in die letzten Naturparadiese startet, zerstört trotz Rucksack auf dem Rücken mehr als mancher Pauschaltourist. taz