Zwischen Literatur und Politik

■ Mario Vargas Llosa lernt in Berlin die deutsche Sprache und schreibt an seinem neuesten Buch, das seine Erfahrungen in der Politik aufarbeitet

Mario Vargas Llosa wurde 1936 in Arequipa, der zweitgrößten Stadt Perus, geboren. Er studierte Literatur und Philosophie und promovierte über den nicaraguanischen Dichter Ruben Darío. Er promovierte in Madrid über Gabriel García Márquez und ging anschließend nach Paris, wo er unter anderem bei 'afp‘ und beim Radio arbeitete. 1967 erhielt er einen Lehrstuhl an der Londoner Universität, Gastprofessuren in Washington und Puerto Rico folgten. 1976 bis 1978 war er Präsident des Internationalen PEN-Zentrums.

Sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien 1962 und wurde in Lima öffentlich verbrannt. Aber er erhielt den spanischen Kritikerpreis und wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Durch die Veröffentlichung weiterer Bücher (Das grüne Haus, Die kleinen Hunde, Der Hauptmann und sein Frauenbataillon, Tante Julia und der Kunstschreiber, Der Krieg am Ende der Welt, Loblied der Stiefmutter u.a.) ist er zu einem Bestseller-Autor geworden.

Mit siebzehn Jahren trat Vargas Llosa der Kommunistischen Partei bei. Wie die meisten Intellektuellen Lateinamerikas begrüßte er den Sieg der kubanischen Revolution als den Beginn einer neuen Epoche auf dem Subkontinent. Doch zu Beginn der siebziger Jahre brach er mit dem Regime auf der Zuckerrohrinsel. Er beschuldigte die linken Intellektuellen in Lateinamerika und Europa der Revolutionsromantik. Seine Polemik richtete sich vor allem gegen den kolumbianischen Nobelpreisträger Gabriel García Márquez, den Vargas Llosa als einen „Höfling Castros“ beschimpfte. Auf die Aufforderung von Günter Grass hin, diesen Angriff zurückzunehmen, schrieb Vargas Llosa in einem offenen Brief an Grass: „Literarisches Talent und intellektuelle Brillanz sind keine Garantie für Hellsicht in politischen Belangen.“ Obwohl Vargas Llosa immer wieder beteuert, keine politischen Ambitionen zu haben, kandidierte er 1990 in seinem Heimatland bei den Präsidentschaftswahlen. In seinem Wahlkampf versprach er, mit einem ultraliberalen Schockprogramm die chaotische Wirtschaft Perus zu sanieren und „den Terrorismus gar mit Hilfe von Bürgerwehren und — trotz zweifelhaften Rufs — des Militärs“ zu bekämpfen. Statt der erwarteten Mehrheit erhielt der Konservativ-Liberale aber nur ein Drittel der Stimmen.

Nach zwei sehr kurzen Berlinbesuchen anläßlich von Literaturveranstaltungen und Kongressen noch vor dem Fall der Mauer weilt Mario Vargas Llosa zur Zeit auf Einladung des Wissenschaftskollegs in Berlin. Er lernt am Goethe-Institut Deutsch und schreibt an seinem neuesten Buch, in dem er seine politischen Erfahrungen aus drei Jahren mit autobiographischen Episoden verbindet.