NACHRUF
: Roberto D'Aubuisson ist tot

■ El Salvadors Rechtsextremistenführer starb an Krebs

US-Botschafter Robert White bezeichnete ihn einst als „pathologischen Killer“, seine Parteifreunde priesen ihn als „unermüdlichen Kämpfer für die Demokratie“. Roberto D'Aubuisson, Gründer und Ehrenpräsident der regierenden Arena-Partei El Salvadors, der am Donnerstag 48jährig an Kehlkopfkrebs starb, war mit Sicherheit eine der kontroversesten Figuren der neueren salvadorianischen Geschichte. Als sein ehemaliger Rivale Napoleon Duarte unheilbar krebskrank im Spital lag, höhnte er noch: „der hat sicher Aids, die Christdemokraten sind doch alle Päderasten“. Fast auf den Tag genau nach zwei Jahren folgte er jetzt Duarte, dem er 1984 bei den Präsidentschaftswahlen unterlegen war, ins Grab.

Zeit seines Lebens war der ehemalige Offizier, der im Alter von 15 Jahren Soldat wurde und 1970/71 an der „International Police Academy“ in New York studierte, von der Idee besessen, das Land von Kommunisten säubern zu müssen. Ende der 70er Jahre gründete er als Major der brutalen Nationalgarde den Geheimdienst „Ansesal“, dessen Hauptaufgabe es war, vermeintliche Kommunisten auszuschnüffeln. Damals soll er die Ermordung zahlreicher sozial engagierter Priester vorgeschlagen und auch in Auftrag gegeben haben. Auch der Mord an Erzbischof Oscar Arnulfo Romero im März 1980 geht zahlreichen Indizien zufolge auf sein Konto.

Der brillante Redner und charismatische Demagoge gründete 1981 die Republikanisch-Nationalistische Allianz (Arena), die die wirtschaftlichen Interessen der alten Oligarchie und die militärischen Interessen der extremen Rechten verband. Als Präsident der Verfassunggebenden Nationalversammlung 1982/83 prägte er mit seinen Vorstellungen das Grundgesetz, das noch heute in Kraft ist. Nach seiner Niederlage gegen den Christdemokraten Napoleon Duarte wurde Roberto D'Aubuisson 1984 als Parteivorsitzender vom moderateren Alfredo Cristiani ersetzt. Die USA verweigerten dem Rechtsextremisten mehrmals ein Einreisevisum.

Als Arena 1988 an die Macht kam, zog D'Aubuisson hinter Präsident Cristiani weiterhin die Fäden. Auch nachdem ihm vor einem Jahr unheilbarer Kehlkopfkrebs diagnostiziert worden war, blieb er die Macht hinter dem Thron. Viele betrachten es nun als Fügung des Schicksals, daß das Ende dieses Mannes mit dem Beginn des Friedens in El Salvador zusammenfällt. Ralf Leonhard