Femi Kuti Overdrive

■ Partytreibstoff: Femi Anikulapo Kuti mit „Positive Force“ im Schlachthof

Wenn der Schlachthof eine afrikanische Band präsentiert, ist die Bude regelmäßig voll. Es hat sich herumgesprochen, daß dann neben exotischem Flair vor allem eins über die Bühnenrampe kommt: Treibstoff für eine Riesenparty.

Femi Anikulapo Kuti aus Nigeria, saxophonspielender Sohn des berühmten Fela Kuti, erfüllt diesbezügliche Erwartungen anstandslos: Er, dem ja durchaus Nähe zum Jazz nachgesagt wird, setzte mit seinem 15köpfigen Ensemble Positive Force die Kesselhalle zwei Stunden lang so unnachgiebig unter Druck, daß schon nach kurzer Zeit vor der Bühne und auf den Bänken eine fast ekstatisch tanzende Menge wogte.

Wer differenzierte Töne erwartet hatte, war fehl am Platze, wer abrocken wollte, kam voll auf seine Kosten.

Kuti powerte mit Masse; der Name seiner Band ist Programm. Ein fünfköpfiger Bläsersatz sorgt für mächtigen Schub, vier hingebungsvoll erotissime tanzende Sängerinnen liefern den für Afro- Rock obligaten kehligen Chorus; ein stehender Drummer und zwei Percussionisten unterlegen einen beständig rollenden Groove von unerbittlicher Tanzbarkeit. Gitarrist und Keyboarder komplettieren das kraftvolle Projekt.

Der Leader selbst fegt mit freiem Oberkörper zischen den Leuten herum, setzt, ohne damit sonderlich aufzuregen, alle drei Saxophone zu jazzrockigen Figuren ein und erweist sich darüber hinaus als Sänger, der dem steten Druck von hinten durchaus gewachsen ist.

Sein Material basiert auf eingängigen heimischen Melodien, denen vor allem die Ladies teils hinreißenden Charme verleihen. Die Bläser schaffen mit wechselnden Soli und blechernem Sound eine starke Verbindung zwischen afrikanischem Ursprung und amerikanischem Jazzrock.

Große Enttäuschung, als nach nur einer Zugabe das Saallicht die Party jäh beendete. Aber es gibt ja noch so viele afrikanische Bands. Rainer Köster