»Adler« bald im Tiefflug?

■ Die Footballmeister »Berlin Adler« haben ihren Hauptsponsor verloren

Das Gerücht um den Sponsorenfrust kreiste schon seit Wochen über den »Berlin Adlern«. Doch erst Ende vergangenen Jahres wurde Gewißheit, daß der Hauptmäzen des Deutschen Meisters im American Football, ein namhafter Büromittel-Produzent, aufgrund einer »zwingend notwendigen Umorientierung« den Fördertopf schließen wird. Die Firma zog es — wie so viele Schicksalsgenossen nach dem Fall der Mauer und der Berlinförderung — hinaus aufs (Havel-)Land. Football, die rauhe amerikanische Art, den Ball zu treten, scheint dort in der provinziellen Idylle keine Rolle mehr zu spielen.

»Das hat uns doch ein wenig überrascht«, meint Marlies Motzkus, Pressesprecherin des Football- Clubs: »Wie es nun weitergeht, wissen wir nicht. Aber wir sind optimistisch!« Noch immer hoffen die »Adler« auf einen bloßen Teilrückzug ihres bisherigen Geldgebers. Ansonsten soll im Fall der Fälle ein noch zu zimmernder Pool von mehreren Kleinsponsoren Moneten beisteuern. Denn einen neuen Hauptsponsor zu finden ist beileibe nicht einfach. Auch wenn im vergangenen August 66.000 Zuschauer ins Olympiastadion strömten, um die US-Profis aus San Francisco und Chicago zu bewundern — Football hat es hierzulande gewiß nicht leicht. [Diese »Sport«-Art soll bloß drüben bleiben - d.S.] Diese Erfahrung mußten auch die »Adler« machen, die trotz vier deutscher Meistertrophäen und eines zweiten Ranges bei der letztjährigen Europameisterschaft mit beiden Beinen im Amateurlager stehen. Sofern die Spieler nicht studieren, gehen sie geregelten Jobs nach. Football — das bedeutet an der Spree nicht mehr und nicht weniger als ein zeitraubendes Hobby.

»Die Spieler erhalten vom Verein kein Geld. Wenn etwas bezahlt wird, so stammt es aus dem privaten Geldbeutel eines Gönners«, weiß Frau Motzkus, deren Sohn Roman zu den Stars des Spree-Teams zählt.

Auf 100.000 Mark beziffert sie den Jahresetat ihres Vereins. 38 der rund 50 Kader der Mannschaft werden vom Senat bezuschußt. Für den Rest müssen die »Adler« selbst aufkommen — inklusive Flug(!)kosten zu den Auswärtsspielen. »Leider«, so Frau Motzkus, »ist es in Deutschland noch so, daß sich kaum Sponsoren für unseren Sport melden. Football gilt fälschlicherweise noch immer als überhart. Deshalb entscheiden sich viele Firmen lieber für Polo.« Bis Ende März, dann soll das Konzept für die Saison 91/92 vorliegen, wenn bis dahin genügend neue Geldquellen erschlossen worden sind. Gerade für das kommende Spieljahr hatte sich ihr Club besonders viel vorgenommen: Mit dem Lokalrivalen »Berlin Rebels«, dem vielbeachteten Aufsteiger in die Bundesliga, ist den »Adlern«, die bundesweit bislang kaum natürliche Feinde hatten, ausgerechnet im eigenen Jagdrevier ein mächtiger Gegner herangewachsen. Jürgen Schulz