Neue Festnahmen im „Container-Fall“

Waren auch zwei Inder am geplanten Menschenschmuggel nach Kanada beteiligt?/ 33 im Container fast erstickte Asylbewerber auf dem Weg zu ihren ursprünglichen Aufenthaltsorten in der BRD  ■ Aus Hamburg Sigrun Nickel

Fast alle der 37 von der Polizei festgesetzten Inder, die Ende vergangener Woche in einem fast luftdichten Container knapp dem Erstickungstod entronnen waren, haben das niedersächsische Soltau wieder verlassen. Einige der insgesamt 61 Männer, die auf dem Grundstück eines Bauern in Reimerdingen auf ihren illegalen Schiffstransport nach Kanada warteten, waren unmittelbar nach dem Ausbruch aus dem verschlossenen Verlies untergetaucht. Nach Angaben des Soltauer Dienststellenleiters Horst Pophal sind zumindest die 33 Asylbewerber unter den Sikhs mit etwas Zehrgeld in die Züge zu ihren ursprünglichen Aufenthaltsorten in der Bundesrepublik gesetzt worden.Unterdessen kam es am Samstag im Zusammenhang mit dem geplanten Menschenschmuggel zu zwei vorläufigen Festnahmen. Aufgrund eines gezielten Hinweises gingen der Polizei in Hamburg zwei Inder ins Netz: ein Asylbewerber aus Süddeutschland und ein in der Hansestadt legal lebender junger Mann. Bei letzterem beschlagnahmten die Beamten nach eigenen Angaben einen größeren Geldbetrag. Möglicherweise handele es sich um einen Teil der Provision.

Wie es heißt, sollen die Inder, die nach Kanada geschmuggelt werden sollten, jeweils 5.000 Mark für die Passage im voraus bezahlt haben. Da die beiden Verdächtigten einen festen Wohnsitz nachweisen konnten, wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt.

Als maßgeblichen Drahtzieher hat die Soltauer Polizei nach wie vor den 49jährigen Peter Wollny aus Otter (Landkreis Harburg) im Visier. Der gelernte Maurer war erst am 27.Januar 1992 im kanadischen Halifax gestellt worden, als er in einem Wohnmobil eine Gruppe Inder einschmuggeln wollte.

Während sein Komplize inzwischen deswegen einsitzt, so Horst Pophal, sei Peter Wollny am 5. Februar lediglich aus Kanada ausgewiesen worden.

Unmittelbar danach fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigten Schriftstücke und Unterlagen, die jetzt in Zusammenhang mit dem neuesten Coup gebracht werden.

Außerdem hatte Peter Wollny, der sich weiterhin auf freiem Fuß befindet, nach dem Ausbruch der Inder aus dem Container die Passage storniert.

Menschenschmuggel auch im Elsaß entdeckt

Straßburg (afp) — Die französischen Zollbehörden haben im Elsaß in einem Lieferwagen 16 Männer und Frauen aus den Philippinen entdeckt, die von den Fahrern, zwei Tschechoslowaken, illegal nach Frankreich eingeschleust worden waren. Das Fahrzeug sei in Ostdeutschland angemeldet. Die Fahrer seien festgenommen worden und befänden sich in U-Haft. Die Philippiner wurden an die deutsche Grenze zurückgebracht. Dies ist der dritte aufgedeckte Menschenschmuggel innerhalb eines Monats.

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