Kritik der Kellerkinder: Klassenteam

■ Teilnehmer der Demonstrationswettbewerbe beschweren sich beim Teamchef über systematische Ausgrenzung

Moutiers (dpa/taz) — Walther Tröger, Chef de Mission der Deutschen Olympiamannschaft in Albertville, hat Vorwürfe von Vertretern des Deutschen Curling-Verbandes und von Hochgeschwindigkeits-Skifahrern zurückgewiesen. Sie hatten das NOK kritisiert, eine scharfe Grenze zwischen dem offiziellen Team und den Athleten der Demonstrations- Sportarten zu ziehen.

„Die Ansprüche der Sportler dieser beiden Disziplinen sind unrealistisch. Eine Einkleidung wie für das Olympiateam und ein Einmarsch dieser Athleten bei Eröffnungs- und Abschlußfeier sind aus Sicht des NOK nicht machbar“, sagte Tröger am Freitag auf einer Pressekonferenz in Moutiers. „Schließlich kleiden wir auch die deutschen Journalisten und die Sportler im Jugendlager nicht ein.“

Tröger verwies jedoch darauf, daß die deutsche Mannschaftsleitung den Curling-Athleten, Speed-Skifahrern und Ski-Akrobaten medizinische Unterstützung gewährt, Eintrittskarten zur Verfügung stellt und Führungen durch das Olympische Dorf angeboten hat. Nur sein leider, leider so prall gefüllter Terminplan und ein etwas undurchsichtiger Wettkampf-Ablauf hätten seinen Besuch im Lager der Curling-Mannschaft verhindern können.

„Wir fühlen uns auf die Seite gestellt. Wie soll ich das den jungen Leuten rüberbringen, verständlich machen?“, hatte sich Charles Heckmann vom Deutschen Curling-Verband über die geringe Beachtung seiner Sportler beklagt. Gleiches berichtete Peter Schaupp, Teamchef der deutschen Hochgeschwindigkeits-Skifahrer, die in Les Arcs an den Demonstrationswettbewerben teilnehmen: „Alle anderen Teams zählen zu ihren Olympiamannschaften. Nur wir stehen im Abseits.“

Voll im Geschehen waren dagegen die Öffentlich-Rechtlichen: Die rund 100 Stunden langen Übertragungen aus Albertville seien ein voller Erfolg gewesen, tönt es vom ZDF aus Mainz. „Olympia ist und bleibt ein Fernsehereignis“, erklärte ZDF- Chefredakteur Klaus Bresser am Sonntag. Wobei das Problem eher darin liegt, daß Olympia nur noch ein Fernsehereignis ist. Bresser drohte, daß ARD und ZDF aufgrund des hohen Interesses auch von den Sommerspielen in Barcelona wieder genauso berichten: „ausführlich, umfassend und kompetent“ (siehe PRESS-SCHLAG Seite 19).

Bresser zufolge erreichten die Olympiaberichte Marktanteile von 33,7 Prozent im Tagesdurchschnitt und Spitzenwerte von bis zu 77 Prozent. Die Einschaltquoten vermerkten jedoch, daß in den zwei Wochen der Spiele meist nur zwischen vier bis fünf Millionen und nur selten sechs bis sieben Millionen Zuschauer auf den Olympiakanal schalteten.

Das ZDF wies ferner darauf hin, daß alle Entscheidungen live übertragen und alle deutschen Medaillengewinner am Tag ihres Erfolgs interviewt wurden und nicht etwa zwei Tage später. Allerdings wurde beklagt, daß bei wichtigen Entscheidungen ausgeblendet wurde und die Ergebnisse als Konserve angeboten worden sind. Berichte von Randsportarten wie Short Track oder Buckelpiste wurden als zu mager befunden. Hier habe der Privatsender „eurosport“, der freilich rund 380 Stunden lang sendete, mehr geboten.

ARD und ZDF sendeten über 180 Stunden. Jeweils 2,251 Millionen Mark kosteten die Übertragungsrechte, das Fernsehunternehmen Olympia insgesamt rund 14 Millionen Mark. Unsicher ist, ob angesichts der Kosten für Übertragungsrechte weiter in diesem Ausmaß berichtet wird. Schließlich müsse man berücksichtigen, daß die Olympiaberichte äußerst selten die übliche Zuschauerbeteiligung erreicht hätten. In der ersten Woche zum Beispiel hätten einem einmaligen Gewinn von zehn Prozent Verluste von bis zu 38 Prozent gegenübergestanden.