Minister Krauses flotte Sprüche gegen Verkehrstote

■ Der Verkehrsminister will die Zahl der Unfallopfer mit einer bombastischen Anzeigenkampagne senken

Bonn (taz) — 40 Millionen Mark will Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) allein in diesem Jahr in eine Verkehrserziehung pumpen, die schon in der Vergangenheit wenig gefruchtet hat. Mit Sprüchen wie „Auf Ihr Wohl — kein Alkohol“ und „Wer rast, fliegt 'raus“ (wo raus, eigentlich?) glaubt der Minister per Anzeigenkampagne den beiden Hauptursachen für Autounfälle, zu hohe Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer, beikommen zu können.

Mit dieser Ankündigung reagierte Krause gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Bonn auf die Zahlen über Verkehrtote in Ost- und Westdeutschland, die das Statistische Bundesamt am Montag veröffentlicht hatte. Danach sind im letzten Jahr 11.248 Menschen auf den Straßen gestorben, 7.515 im Westen und 3.733 im Osten. Für den Westen ergibt die Todesstatistik einen leichten Rückgang um fünf Prozent, im Osten eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um neunzehn Prozent.

Unerschrocken erklärte der Autominister gestern indes: „Die Verkehrssicherheit steht im Mittelpunkt meiner Verkehrspolitik.“ Die „Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit“ auch im Osten begännen immer „deutlicher und deutlicher zu greifen“, da die Zahl der Getöteten seit Sommer letzten Jahres nicht mehr zunehme. Nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats sterben weiterhin immer mehr Kinder als Mitfahrer in den Autos der Erwachsenen. Auch hier kündigte Günther Krause gestern Abhilfe an. Die lieben Kleinen sollen auf den Rücksitzen festgeschnallt werden. Bisher würde nur jedes dritte Kind durch einen entsprechenden Kindersitz gesichert. Mit der Automobilindustrie, so Krause, habe er bereits über die Ausrüstung der Pkws mit geeigneten Rückhaltesystemen gesprochen.

Ein Tempolimit kommt für den Autominister auch weiterhin nicht in Frage; über die zukünftige Promillegrenze wollte er sich nicht äußern. Was „Aufklärung“ in Sachen Verkehr bewirkt, zeigt indes eine kürzlich ausgewertete Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrats: Danach glauben 62 Prozent aller West-Männer und 37 Prozent aller Ost-Männer, sie könnten auch mit bis zu drei Gläsern Bier intus noch bedenkenlos Auto fahren. Die Frauen sind vernünftiger: Nur 40 Prozent im Westen und 13 Prozent im Osten trauen sich dergleichen zu. Man darf gespannt sein, was die teure Anzeigenkampagne aus dem Verkehrsministerium hieran ändern wird. bm