'die andere‘ ganz anders

■ Neues Konzept für das Blatt der Bürgerrechtsbewegung

Berlin (taz) — Totgesagte leben länger: Allen Unkenrufen zum Trotz präsentierte sich gestern in Berlin die Wochenzeitung 'die andere‘ mit einem neuem Layout und Konzept. Im Dezember 1989 von Bürgerrechtlern gegründet, hat die Zeitung bis heute alle anderen Alternativblätter überlebt. Erst im vergangenen Jahr war mit Unterstützung vom Neuen Forum eine eigene Verlagsgesellschaft gegründet worden, nachdem der Verlag „BasisDruck“ mangels Finanzmasse die Verantwortung für das defizitäre Blatt abgegeben hatte. Um das Überleben langfristig zu sichern, sollen nun verstärkt jüngere Leser angesprochen werden. Außerdem will das Blatt, das sich in der Vergangenheit durch Abdruck von Stasi-Listen auszeichnete, „selbstironischer, frecher, witziger und sinnlicher“ werden, so der 23jährige Chefreporter Jan Peter. Die Stasi-Aufarbeitung solle zwar weitergehen, aber „nicht jedes Stasi-Faksimile müssen wir auch abdrucken“. Schwerpunkt soll aber weiterhin die Berichterstattung aus dem Osten sein. Eine Professionalisierung erhofft sich Herausgeber Klaus Wolfram vor allem durch die Zusammenlegung mit der im vergangenen Jahr eingegangenen 'Die Andere Zeitung‘ (DAZ) aus Leipzig. Bis zum Herbst dieses Jahres wollen Wolfram und Peter die derzeitige Druckauflage von 10.000 auf 25.000 steigern und den Seitenumfang von 16 wieder auf 24 erhöhen. Augenblicklich sieht es danach — noch — nicht aus: Mit jeder Ausgabe wird zur Zeit weiterhin ein Verlust von 3.000 Mark eingefahren. Severin Weiland