Auf Nimmerwiedersehn im Kino?

■ Welche Berlinale-Filme kommen ins Bremer Kinoprogramm ?

Das wars mal wieder: Über 600 Filme in 12 Tagen, ein paar Tausend Akkreditierte, vollbesetzte Kinosäle und viele Berichte in den Medien. Doch dabei bleibt es auch bei den meisten Filmen. Nur wenige tropfen ins deutsche Kinoprogramm. Selbst ein goldener Bär ändert da nicht viel: Der Preisträger des letzten Jahres „Das Haus der Freuden“ von Marco Ferreri ist hier immer noch nicht zu sehen gewesen und wird erst am 18.6. vom Verleih gestartet. Nur die amerikanischen Studios nutzen das Festival als kostenlose Werbung und starten die Filme zum Teil noch während der Berlinale. Kenneth Branaghs „Dead Again“ läuft seit einer Woche im Bremer Filmstudio, übrigens mit nur mäßigem Erfolg. Heute haben Martin Scorseses Horrorfilm „Cape Fear“ und Woody Allens „Shadow and Fog“ ihren Bundesstart — dieser ist in Europa sogar eher als in den USA zu sehen: die Weltpremiere war vor einigen Wochen in Paris. Verständlich, wenn man bedenkt, daß Allens letzter Film allein in dieser Stadt mehr Zuschauer hatte als in seinem Herstellungsland.

Am 5.3. starten „Der Innere Kreis“ mit Tom Hulce als Stalins Filmvorführer, der Mantel und Degenfilm „Rebeccas Töchter“ und „Star Treck VI“, am 12.3. Levinsons „Bugsy“, am 16.3. „Love Crimes“ und am 9.4. der mit dem goldenen Bären prämierte „Grand Canyon“. Auf David Cronenbergs „Naked Lunch“ (30.4.) und Paul Schraders „Light Sleeper“ (28.5.) muß man etwas länger warten, und der Ökozeichentrickfilm „Der letzte Regenwald“ wird natürlich als Weihnachtsfilm für die Kids im Dezember gestartet. Abgesehen von dem schönen Debutfilm „Gas Food Lodging“ sind alle US-Filme des Wettbewerbs auf dem Startplan der deutschen Filmverleiher.

Auch Aki Kaurismäkis „La Vie de Bohème“ kommt schon in wenigen Wochen (ab 12.3.) in die Kinos, aber er braucht die Berlinale schon längst nicht mehr und zeigt seine Filme scheinbar aus reiner Gewohnheit alle Jahre wieder im Forum. Sein Bruder Mika hat es schon schwieriger und muß bis zum 20.8. warten, bis sein „Zombie and the Ghost Train“ mit einigen wenigen Kopien gestartet wird. Eine angenehme Überraschung ist, daß der wunderschöne chinesische Spielfilm „Life on a String“ um einen blinden Musiker schon am 2.4. startet. Auch Derek Jarmans „Edward II“ kommt erstaunlich bald in die Programmkinos (30.4), aber auf Eric Rohmers „Wintermärchen“ muß man tatsächlich fast bis zum Winter warten (Start am 8.10.). Leo Carax überwältigender Bilderrausch „Les Amants du Pont — Neuf“ hat zwar noch keinen Starttermin, aber immerhin einen deutschen Verleiher, doch selbst bei der europäischen Coproduktion „Utz“ nach dem Roman von Bruce Chatwin, in der Armin Mueller—Stahl die Hauptrolle spielt und dafür mit dem silberne Bären prämiert wurde, ist noch nicht sicher, ob sie im Kino zu sehen sein wird. Ganze 18 Filme aus dem riesigen Programm der Berlinale sind fest für deutsche Kinostarts gebucht, einige werden sicher im Laufe des Jahres noch dazukommen, aber ob sie dann auch in Bremer Kinos auftauchen, ist noch eine ganz andere Frage. Für die meisten Filme gilt: Berlinale und das wars !

Wilfried Hippen