Grüne wollen das Wasser retten

■ Mehr Wasserschutzgebiete gefordert/ Antrag im Abgeordnetenhaus/ Gebiete ausweiten, Straßen sperren und bauliche Anlagen zurücknehmen/ Grundwasserspiegel nicht weiter absinken lassen

Schöneberg. Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen wollen Bündnis 90/Grüne die Wasserversorgung Berlins im nächsten Jahrzehnt sichern. Dazu wird die Fraktion heute im Abgeordnetenhaus einen Antrag einbringen. Wie die umweltpolitischen Sprecher Judith Demba und Hartwig Berger gestern erklärten, müßten jetzt »die Weichen für eine umweltverträgliche Wasserwirtschaft« gestellt werden.

Schon heute sei ein Drittel des jährlich 631 Millionen Kubikmeter nutzbaren Grundwassers in Berlin »kontaminationsgefährdet«. Im Umland seien die Hälfte aller Haushalte nicht an die Kanalisation angeschlossen. Zudem drohe ein Absinken der Spree, wenn durch den Rückgang des Braunkohletagebaus in der Lausitz weniger Wasser zugeführt werde. Angesichts der Probleme sei Berlin im Vergleich mit den alten Bundesländern »ein ökologisches Schlußlicht«.

In dem 24 Punkte umfassenden Programm fordert die Fraktion, die Wasserschutzgebiete großzügig auszuweiten. Straßen in diesen Zonen sollen für den Verkehr gesperrt, bauliche Anlagen wie Parkplätze zurückgenommen werden. Bis 1993 sollen außerdem 90 Quadratkilometer Land zur Grundwasseranreicherung zur Verfügung gestellt werden. Um den Grundwasserspiegel in Berlin nicht weiter absinken zu lassen, sollen verstärkt Flächen mit verbrauchtem Wasser berieselt werden. Weiterhin wird der Senat aufgefordert, bis zum Jahr 2000 die Betriebe und Haushalte vollständig an die Kanalisation anzuschließen und die Klärwerke zu modernisieren.

In dem Antrag ist weiterhin vorgesehen, eine Sonderabgabe für Bodenversiegelung einzurichten. Sie soll zehn Prozent des »durchschnittlichen Bodenrichtwertes« betragen. Berger betonte, daß eine Befreiung von der Abgabe möglich sei, wenn an anderer Stelle wieder entsiegelt werde. Hauptinteresse sei nicht, mehr Geld einzunehmen, sondern die Betriebe zu einem sparsameren Flächenumgang zu veranlassen. Großverbraucher, die mehr als 60 Kubikmeter Wasser im Monat in Anspruch nehmen, sollen durch einen progressiven Wassertarif zur Kasse gebeten werden.

Zur Finanzierung ihres Programmes wollen Demba und Berger eine Erhöhung des bisherigen Wasserpreises um »mindestens eine Mark« von derzeit 3,80 auf fast 5 Mark pro Kubikmeter Wasser hinnehmen. Dieser Preis sei akzeptabel, wenn es um die »Sicherung einer umweltverträglichen Wasserversorgung geht«, so Berger. sev