Terror gegen Mieter: Hausbesitzer verhaftet

■ Durchgedrehter Hausbesitzer in Prenzlauer Berg wurde festgenommen, weil er versucht haben soll, sein eigenes Haus in die Luft zu sprengen

Prenzlauer Berg. Fast in die Luft gesprengt wurde ein Mietshaus mit 24 Bewohnern in der Greifenhagener Straße. Der Besitzer Ralf H. wurde gestern von der Polizei festgenommen. Nach Polizeiangaben besteht der dringende Verdacht, daß der Mann an der Hauptgasleitung im Keller ein Loch gebohrt haben soll. So etwas sei, so der Geschäftsführer des Mietervereins, Roggenbrodt, exemplarisch für die immer brutaleren Methoden der Vermieter.

»Als ich Sonntag früh auf die Toilette gehen wollte, hörte ich einen Knall«, berichtete die 33jährige Mieterin Gudrun M., die mit ihren beiden Kindern und ihrem Lebensgefährten im ersten Stock wohnt. Als sie auf den Flur eilte, sah sie den explodierten Gaszähler. Das ganze Haus habe nach Gas gestunken. »Alle sind in Panik auf die Straße gerannt«, so Gudrun M. »In die Gasleitung wurde ein acht bis zehn Millimeter großes Loch gebohrt und vermutlich ein Durchschlagventil reingedreht«, so Janko Dimitroff vom Wohnungsaufsichtsamt Prenzlauer Berg zur taz.

Den beiden Brüdern Willy und Ralf H. gehört die Greifenhagener Straße 44 schon seit DDR-Zeiten. Ralf H. wurde damals zu einer Haftstrafe verurteilt und von der Bundesrepublik aus Bautzen freigekauft. Nach dem Mauerfall kehrte er nach Ost-Berlin zurück, wo Willy H. in dem gemeinsamen Haus wohnte. Seitdem versuchen beide, ihre Mieter loszuwerden.

Das Haus ist zu DDR-Zeiten saniert worden, die Mieter kehrten 1989 per Wohnraumzuweisung dorthin zurück. Die Brüder H. stritten jedoch vor Gericht die Rechtmäßigkeit der Mietverhältnisse ab, unterlagen damit aber und legten Berufung ein. »Ich hatte den Eindruck, die wollten die Leute rausekeln, um die Wohnungen luxuriös zu modernisieren«, sagte Dimitroff. Daraufhin versperrten die Brüder den Weg zu den Kohlenkellern und den Briefkästen. Immer wieder war das Treppenhauslicht kaputt, die Dachfenster wurden absichtlich offen gelassen, damit es hereinregnen konnte, und wochenlang gab es kein Wasser, weil das Abflußrohr verstopft wurde. Das Bezirksamt Prenzlauer Berg ließ die Elektroleitungen reparieren und versiegeln, Stunden später war das Licht wieder defekt.

Als Baustadtrat Matthias Klipp am letzten Freitag mit einigen Mitarbeitern und dem Mieteranwalt Christian Emmerich den Hof betrat, konnte nur die anwesende Polizei verhindern, daß die Brüder H. Bauarbeiter veranlaßten, die Amtsvertreter zu verprügeln, berichtete Emmerich. Willy H. hatte zudem nach der Explosion des Gaszählers gesagt, demnächst werde es wohl einen Kabelbrand geben, so die Polizei. Falls Ralf H. nachgewiesen wird, die Gasleitung beschädigt zu haben, kann er mit einer Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen, sagte Emmerich. plu/esch