Japaner fliegen nicht auf den Airbus

Daimler und die Bundesregierung werben erfolglos um japanische Partner in der Luftfahrtindustrie  ■ Aus Tokio Georg Blume

„Die Japaner“, resümierte Erich Riedl, Staatssekretär im Bonner Wirtschaftsministerium, gestern in Tokio, „sind zur Kooperation mit Europa weder bereit noch sind sie darauf angewiesen.“ Riedl, der sich in seiner Funktion als Koordinator für die deutsche Luft- und Raumfahrt in Japan aufhielt, zog damit die nüchterne Bilanz aus seinen viertägigen Bemühungen, in Japan dringend gesuchte Kooperationspartner für die deutsche Luft- und Raumfahrt aufzutreiben. Doch wo immer der Deutsche in diesen Tagen anklopfte, ob beim Tokioter Industrieministerium, der japanischen Weltraumkommission oder beim Marktführer Mitsubishi Heavy Industries — überall stieß er auf Desinteresse.

Das hatte Adam Brown, Planungschef des europäischen Luftfahrtkonsortiums Airbus, vor zwei Tagen noch ganz anders wahrgenommen. Brown schlug den japanischen Luftfahrtunternehmen am Montag in Singapur vor, sich zur Entwicklung eines neuen Superjumbos für 600 bis 800 Fluggäste mit Airbus zusammenzutun. Den Hoffnungen bei Airbus, die 10 Mrd. DM Entwicklungskosten mit zahlungskräftigen japanischen Partner teilen zu können, gab der Staatssekretär keine Chance. Er glaube nicht, „daß den Japanern von den USA erlaubt wird, da mitzumachen“.

Tatsächlich arbeiten die japanischen Branchenführer Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries bislang nur mit Boeing zusammen. Doch die Größe des pazifischen Flugzeugmarktes läßt viele Beobachter heute zweifeln, ob es bei der US-japanischen Boeingachse über Asien bleiben kann.

Gerade für den Superjumbo, der im Jahr 2002 kommerziell starten soll, braucht Airbus ein Standbein in Asien. Die neuen Riesenvögel sind nämlich nur für eine kleine Anzahl von Fluglinien überhaupt attraktiv, darunter aber fallen als erwartete Hauptabnehmer die asiatischen Gesellschaften Japan Airlines, All Nippon Airways, Cathay Pacific, Singapore Airlines und Korean Air. Für sie versprechen die großen Flieger eine besondere Entlastung, weil die Zahlen der Fluggäste über dem Pazifik weltweit am schnellsten steigen.

Nicht nur in Japan, auch in Korea, Taiwan und Singapur wird allenthalben Mißmut laut, wenn man daran denkt, in Zukunft würden nur Boeing-Maschinen den stillen Ozean abfliegen. Den ersten Schritt unternahm die taiwanesische „Taiwan Aerospace“, seit der staatseigene Flugzeughersteller im Dezember Verhandlungen mit McDonnell Douglas über den Ankauf eines 40prozentigen Aktienanteils für 3,3 Mrd. DM aufnahm. Schon bei der Herstellung einer größeren Version der dreimotorigen MD 12 will McDonnell, der nach Boeing und Airbus drittgrößte Flugzeugkonstrukteur, mit Taiwan und möglicherweise auch mit Korea zusammenarbeiten.

Die Südkoreaner spekulieren ihrerseits auf eine Eintrittskarte ins Flugzeuggeschäft. Marktbeobachter ließen verlauten, daß der koreanische Multi Hyundai auf eine Kooperation mit Daimler-Benz in der Luftfahrt schielt, nachdem sich die Deutschen mit ihrem bisherigen Wunschpartner Mitsubishi in Japan nicht einigen konnten.