Detektive bespitzelten Sauna-Schwule

■ Die Firma Solarent befürchtet, daß die Sauna-Bar im Charlottenburger Stadtbad zum Homo-Treffpunkt wird/ Sportstadtrat Rabbach: Gefühle der Heteros dürfen nicht verletzt werden

Charlottenburg. Daß im Alten Stadtbad in der Krummen Straße stets Sitte und Anstand herrschen, scheint Charlottenburgs Sportstadtrat Axel Rabbach ein ganz besonderes Anliegen zu sein. Bereits im Juni 1990 verweigerte der Bürgermeisterkandidat der CDU einer Gruppe von HIV-Positiven die Genehmigung für einen extra Badetag. Anderthalb Jahre später befürchtet Rabbach nun, daß sich die Sauna-Bar des Schwimmbads zu einem Schwulen-Treffpunkt entwickelt.

»Von allen Besuchern wird erwartet, daß sie auf andere Besucher Rücksicht nehmen und diese weder in ihren Rechten noch Gefühlen beeinträchtigen«, umschrieb er in der BVV seine Besorgnis über »vielfältige Mißstände«. Den Charlottenburger Sauna-Streit ins Rollen brachte ein Brief der Sauna-Betreiberin »Solarent« an den Pächter der benachbarten Sauna-Bar »Palmengarten«. Deren Untermieter, der Wirt Detlef Schütz und sein Freund Rolf Schroeder, stellten »in auffälligster Weise« ihre Zuneigung zu Männern zur Schau und gebärdeten sich »in diesem Zusammenhang ausgesprochen unseriös«. Durch den Einsatz von Detektiven habe man herausgefunden, daß sich die Bar zu einem »regelrechten Treffpunkt Gleichgesinnter« entwickelt habe, bestätigte Solarent-Prokuristin Dagmar Kunert. Mehrfach sei heterosexuellen Gästen der Zutritt verwehrt worden.

»Alles, was da behauptet wird, ist erstunken und erlogen«, erklärte Palmengarten-Wirt Detlef Schütz dem Homo-Blättchen 'Pink Power‘. Wie lächerlich das alles sei, zeige allein die Tatsache, daß der Anteil weiblicher Gäste viel höher liege als der der männlichen.

Schütz argwöhnt, daß man ihn und seinen Freund »mit Methoden der Verleumdung aus dem Pachtvertrag drängen« möchte. Hauptpächter Ulf-Dieter Kunstmann war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Vertrag zwischen ihm und Schmitz läuft jedoch im nächsten Jahr aus.

Rückendeckung bekommt der Palmengarten-Wirt vom offen schwulen Bezirksverordneten und Schwuso-Chef Reinhard Naumann. Es sei ein »Skandal«, in welcher Art und Weise Solarent auf die sexuelle Orientierung der Wirte hingewiesen und sie bespitzelt habe. Naumann forderte Rabbach auf, klar gegen diese Ausgrenzung von Schwulen Stellung zu beziehen. An die Schwulenbewegung appellierte er, über einen Boykottaufruf gegen Solarent nachzudenken.

Mit homosexuellen Ausschweifungen im Alten Stadtbad hatte sich im vergangenen Jahr schon einmal der Frauenausschuß der BVV beschäftigen müssen. Bei der Diskussion über den AL-Antrag, einen Badetag nur für Frauen einzurichten, spekulierte der CDU-Bezirksverordnete Frank Wiedenhaupt darüber, ob Lesben da Orgien feiern wollten. Die Folge: Der Frauentag wurde genehmigt, Nacktbaden jedoch verboten. Micha Schulze