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: Fröhliches Frühlingstrinken

Fröhliches Frühlingstrinken

Fröhlich jubelt der Frühling dort draußen. Schön ist es am Nachmittag bei Aldi. Dort kauft man Bier und »Ibu-Chips« und merkt, wie die Zeit vergeht: Der halbe Liter Bocholterbier zum Beispiel kostete vor zehn Jahren noch 49 Pfennige. Jetzt bezahlt man 79 Pfennige. Man erkennt allerdings auch, was bleibt: Carlsberg!

Man besucht einen Freund, stellt ein paar Biers auf den Tisch, reißt die Fenster auf und redet von diesem und jenem. Wehmütig und still stimmt die blaue Carlsberg-Dose in der abendlichen Sonne.

So sitzt man und trinkt und redet über die neue Kneipensaison. Irgendwie kommt man aufs »Ex 'n Pop«. Vor sechs Jahren hieß es noch »Frontkino« und hat mittlerweile den Besitzer gewechselt. Karg heißt es jetzt nur noch »X&P«.

»Darf man über Szeneläden schreiben?« — »Auf Szeneläden braucht man keine Rücksicht nehmen.« Und außerdem ist Frühling, also die beste Zeit, um abends loszuziehen. Der Tresen des X&P ist ein Paradies für Einzeltrinker. Hier bekommt man einen äußerst großzügig bemessenen Whisky von »Kurt« oder dem »Vietnamveteranen« ausgeschenkt. »Manchmal ist der zweite allerdings schlechter; dann nimmt man einen dritten, und der ist dann ganz schlecht.«

Einzeltrinken ist schön und verführerisch. Gern posiert man ein wenig vor sich selbst als schweigsamer Fremder mit wichtigen Gedanken. Doch wenn ein Blödmann dann neben einem am Tresen sitzt, fühlt man sich plötzlich recht elend, denn der Blödmann sitzt genauso allein wie man selbst dort herum und denkt wahrscheinlich ähnliche Gedanken.

Früher wuselten hier legendäre nächtliche Gestalten aufgeregt hinter dem Tresen herum. Harry Hass zum Beispiel, doch der ehedem beste Barkeeper in Berlin ist inzwischen ins Dichterfach gewechselt. Sein Buch Koko Metaller wird von den Gästen heiß erwartet. »Evelyn ist auch wichtig«, wirft ein Gast ein. »Die hat ja immer so einen kleinen Hund dabei gehabt, so einen Pekinesen, und der, der das jetzt übernommen hat, hat auch einen Hund. Es gibt also immer einen Hund, der da herumhüpft.«

Man sollte nicht vor Mitternacht ins X&P gehen. Vor dem Morgengrauen kommt man eh nicht weg. Dann schwingt man sich aufs Fahrrad und fährt so lange, bis der Rausch verflogen ist.

X&P in der Mansteinstraße, 1/30