Betr.: Andre Glucksmann

Wenn wir ihn hier in Bild und Pose vorstellen, hat das seine Begründung auch in der Person. André Glucksmann ist ein Popstar unter den Philosophen, eine Art Cohn-Bendit der Postmoderne. Bekannt gemacht haben ihn seine plakativen Thesen zur Totalitarismuskritik, in denen er das Gewaltsame im abendländischen Denken bei Marx, Hegel und anderen dingfest zu machen versuchte (die »Meisterdenker«). Seither ist der ehemalige »68er« ein Spezialist für sogenannte »heiße Themen« in der Grauzone zwischen Philosophie, Politik und öffentlicher Meinung, wobei er vor allem für letztere einen ausgezeichneten Riecher besitzt. sein größter Coup nach den »Meisterdenkern«: die Abrechnung mit der Friedensbewegung in »Philosophie der Abschreckung« (1984). Sein neuestes Buch »Am Ende des Tunnels« setzt die Totalitarismuskritik am Gegenstand des abendländischen Humanismus fort: humanes Denken sei in seinem vereinnahmenden Entwurfscharakter im Grunde Mord. »Glucksmanns Werk ist durch und durch polemisch«, heißt es in der Ankündigung seines Vortrags, der die »Berliner Lektionen 1992« eröffnen wird. So kann man es natürlich auch ausdrücken. Deshalb an dieser Stelle keine Wertung, sondern nur der Hinweis auf die Veranstaltung. André Glucksmann wird am Sonntag um 11.30 im Renaissance-Theater einen Vortrag mit dem Titel »Von der Medusa hast Du ja gehört« halten. Karten sind an der Kasse des Theaters in der Hardenbergstr. 12 oder an der Kasse der Berliner Festspiele, Budapester straße 48 erhältlich. tg