Wochenzeitung 'Volksblatt‘

■ Die Tageszeitung aus Spandau wird vom 5. März an nur noch wöchentlich erscheinen/ Grund: Verschärfter Wettbewerb durch Montagsausgaben

Berlin. Das Sterben unter den Tageszeitungen geht weiter: Nach der Einstellung der Tageszeitungen 'Morgen‘ und der 'Tribüne‘ hat es nun auch das 'Spandauer Volksblatt‘ erwischt.

Wie die Verlagsleitung gestern mitteilte, soll die Tageszeitung vom 5. März an nur noch wöchentlich erscheinen. Damit reagiere der Verlag auf den sich ständig verschärfenden Wettbewerb in Berlin. Eine Fortführung als lokale Tageszeitung hätte unvertretbar hohe zusätzliche Investitionen erfordert, so die Leitung gestern. Mit der Umwandlung in eine Wochenzeitung würden die Voraussetzungen für eine tragfähige wirtschaftliche Zukunft geschaffen.

Die Wochenzeitung soll mit einer Auflage zwischen 30.000 und 35.000 Exemplaren starten. Derzeit beträgt die tägliche Druckauflage 28.000 Exemplare. Um soziale Härten zu vermeiden, soll ein Sozialplan erarbeitet werden.

Der völlig unerwartete Rückzug des 'Spandauer Volksblattes‘ aus dem täglichen Zeitungsgeschäft rief gestern harsche Kritik hervor. Die IG Medien nannte die Vorgehensweise eine »Nacht-und-Nebel-Aktion«, die auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde. Über 200 Arbeitnehmer seien nun von der Arbeitslosigkeit bedroht. Der »Journalisten-Verband-Berlin« (JVB) zeigte sich »verbittert und empört«, daß die Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen gestellt würden. Zugleich warnte JVB-Vorsitzender Hanns- Peter Herz vor »Krokodilstränen«. Es sei zu fragen, so der Verbandsvorsitzende, ob die Pleite nicht auch ihre Ursachen in einer verfehlten Unternehmenspolitik habe.

Die FDP-Vorsitzende Carola von Braun bedauerte ebenso wie SPD- Fraktionsvorsitzender Ditmar Staffelt den Untergang der Zeitung. Von Braun kritisierte die Verlagspolitik des Springer-Verlags. Diese müsse sich fragen lassen, ob Montagsausgaben der 'Morgenpost‘ oder der 'BZ‘ »den Tod einer in ganz Berlin beachteten, meinungsbildenden Stimme rechtfertigen«. Erst vor rund zwei Jahren hatte der Springer-Verlag einen Anteil von 24,9 Prozent des Spandauer Verlags erworben. sev