WOCHENENDTRIP INS STRANDHOTEL

■ Das japanische "Yakuza"-Syndikat machte den Sextourismus auf der philippinischen Insel wieder zu einem florierenden Geschäftszweig

Das japanisches „Yakuza“-Syndikat machte den Sextourismus auf der philippinischen Insel Cebu wieder zu einem florierendem Geschäftszweig

VONEDMUNDCORONEL

Knapp ein Jahrzehnt, nachdem die philippinischen Behörden dem „Sextourismus“ einen Riegel vorschoben, beginnt das Geschäft mit wohlhabenden japanischen Klienten in der zentralphilippinischen Hafenstadt Cebu erneut aufzublühen. Bis Anfang der 80er Jahre waren die Philippinen ein Eldorado für japanische „Sex-Tours“. Als Hintermänner des einträglichen Geschäftszweigs wurden Angehörige des japanischen Gangstersyndikats „Yakuza“ vermutet. Nach Protesten der Kirche und von Frauenorganisationen wurden Gesetze gegen den „Sextourismus“ erlassen.

Nach dem Verbot verlegte sich die Yakuza-Mafia darauf, Filipinas für japanische Bordelle anzuheuern. Zur Umgehung der japanischen Einwanderungsgesetze wurden die Frauen als „Unterhaltungskünstlerinnen“ deklariert.

Doch seit einiger Zeit läuft das Geschäft nach Angaben der Behörden wieder in der Gegenrichtung. Vor allem die zentralphilippinische Provinzhaupstadt Cebu, die dabei ist, zum Zentrum des Bordellgewerbes zu werden, verzeichnet einen neuerlichen Ansturm japanischer Sextouristen.

Japanische Männer nutzen ihre freien Wochenenden zu einem Abstecher in die Strandhotels der philippinischen Hafenstadt, die seit einiger Zeit von Japan aus wieder direkt angeflogen wird. Die Frauen werden in Bussen in die Hotels verfrachtet.

Nach Angaben des lokalen Fremdenverkehrsbüros besuchten in den beiden vergangenen Jahren fast 100.000 Japaner Cebu. 67 Prozent davon waren Männer, die maximal vier Nächte in Cebu verbrachten.

Frauen aus dem armen Umland der Stadt und Prostituierte aus dem Norden der Philippinen, die nach der Schließung des US-Stützpunktes Clark-Air-base im Vorjahr ihre Existenzgrundlage verloren, drängen nun in die Bordelle von Cebu. 1991 wurden über 2.000 Prostituierte bei der städtischen Gesundheitsbehörde registriert, 20 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Dunkelziffer dürfte deutlich darüber liegen. Die sieben großen Bordelle der Stadt sollen mit der Yakuza Geschäfte machen oder von ihr kontrolliert werden, meinen zumindest einheimische Polizisten und Zuhälter. Polizeioffiziere vermuten, daß das Gangstersyndikat seine Tätigkeit wegen der harten Konkurrenz philippinischer Drogenbanden vom Rauschgifthandel zur Sex-Industrie verlagert.

Daneben hat die Yakuza nach Angaben der Behörden auch ihr zweites lukratives Standbein, den „Import“ von Filipinas nach Japan, nicht aufgegeben. In Japan angekommen, werden die Frauen auf Bars und Nachtklubs in ganz Japan verteilt.

Die Etablissements würden gewöhnlich von Yakuza-Mitgliedern geführt, erläutert der Chef der zentralen philippinischen Polizeibehörde „National Bureau of Investigation“ (NBI), Salvador Ranin. Die Frauen würden in kleinen Räumen eingeschlossen, die sie nur zur Betreuung der „Kunden“ verlassen dürften.

Wirtschaftskrise und steigende Arbeitslosigkeit machen die Prostitution für immer mehr Frauen zu „einer rationalen Alternative zum Hunger“, erläutert die Soziologin Rosario del Rosario vom Frauenentwicklungszentrum der Universität Manila. Nach einem Bericht des Europarats stellen philippinische Frauen die größte Gruppe von Prostituierten, die in Hongkong, Singapur, Australien und — vor allem — Japan arbeiten.

Neben der Yakuza verdienen auch andere ausländische Gangstersyndikate mit, vor allem solche aus Hongkong und Taiwan. Die Polizei ist häufig unfähig oder nicht gewillt, derartigen Aktivitäten Einhalt zu gebieten, zumal die Untersuchungen oft von Politikern blockiert werden.

„Wenn das Geld spricht, hört jeder zu“, kommentiert Edgar Dula Torres von der staatlichen Polizei.