Denkmalsretter und -stürmer

■ Hassemer und Roloff-Momin einigten sich auf die Kandidaten der Denkmalskommission/ Sowohl Befürworter als auch Ablehner vertreten

Berlin. Die Kommission für die Denkmäler im Ostteil der Stadt soll ihre Arbeit nun doch aufnehmen. Nach über einem Jahr politischen Tauziehens haben sich Kultursenator Ulrich Roloff-Momin (parteilos) und sein Kollege, Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) nun auf eine gemeinsame Liste geeinigt. Das Gremium soll Kriterien erarbeiten, nach denen über den weiteren Umgang mit den DDR- Denkmälern entschieden werden soll. Die jetzt zustande gekommene Liste umfaßt zehn Personen, nachdem noch eine Kandidatin von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) in letzter Minute abgesprungen war. Ursprünglich hatte Hassemer eine elfköpfige Liste favorisiert, um in Zweifelsfällen eindeutige Abstimmungsergebnisse zu erzielen. Wie sein persönlicher Referent Otto-Wilhelm Pöppelmeier gestern erklärte, werde die Liste daran jedoch nicht scheitern. Er gehe davon aus, daß Roloff-Momin die Liste am 10. März als Senatsvorlage einreiche.

Auch in der Kulturverwaltung wird fest mit der Kommission gerechnet. Wie Richard Dahlheim, im Hause Roloff-Momin für die Zusammenstellung der Liste zuständig, gestern der taz erklärte, könnte die Kommission dann schon am 11. März mit ihrer Arbeit beginnen. Der Kompromiß sei so ausgefallen, daß »sich niemand beklagen könne«.

Die Kommission solle sechs Monate lang arbeiten, so Dahlheim. Zunächst müsse eine umfassende Dokumentation über den Bestand erstellt werden. In diesem Zusammenhang appellierte er nochmals an die Bezirke, keine vollendeten Tatsachen in bezug auf die Denkmäler zu schaffen, die in ihre Zuständigkeiten fallen. Trotz anstehender Bezirkswahlen sollte das Votum der Kommission abgewartet werden. Dahlheim betonte, daß die Kommission sämtliche betroffenen Bezirke in ihre Überlegung mit einbeziehen wolle.

Keine Berücksichtigung fand der heftig umstrittene und als Gegner der DDR-Denkmäler bekannte SPD-Politiker Hermann Kreutzer vom konservativen Kurt-Schuhmacher- Kreis. Pöppelmeier nannte die Absage an Kreutzer »keine glückliche Entscheidung«. Es wäre gut gewesen, Kreutzer auf der Liste zu belassen, um Diskussionen anzuregen. Mit dabei sind unter anderem der Chef des Museums am Checkpoint Charlie Rainer Hildebrandt, Hardt- Walther Hämer, die Ostberliner Künstlerin Ingeborg Hunzinger, die Kulturstadträtin Barbara Teuber aus Prenzlauer Berg und der als Gegner des Lenindenkmals bekannt gewordene Friedrichshainer Baustadtrat Gerd Hannemann.

Das am vergangenen Wochenende abgebaute Kampfgruppen- Denkmal wurde unterdessen auf dem Gelände der ehemaligen Stadtreinigungswerke an der Michelangelostraße zwischengelagert. sev