Stadtradio-Bündnis gegen Kommerzfunk

■ Es gibt kein „Konzept“ von Stadtradio, aber Denkmodelle für die 5. Frequenz

Der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann liebt es, mit Schrot in der Gegend herumzuballern — in der Hoffnung, daß irgend etwas schon hängen bleibt. Und er scheint Rundfunkpolitik nur als Parteibuchwirtschaft begreifen zu können.

Richtig ist, daß der Verein Stadtradio seit mehr als drei Jahren in aller Öffentlichkeit über die ab April 1992 freie „fünfte“ Hörfunkfrequenz beratschlagt. Ziel derer, die sich in diesem Verein zusammengefunden haben, ist es, daß für diese Frequenz mehr als nur ein zusätzlicher „Dudelfunk“ zustandekommt. Anspruchsvollen Hörfunk privat, d.h. über Werbung und Einschaltquoten zu finanzieren, kommt einer Quadratur des Kreises gleich. Darüber, was in welcher Konstellation möglich ist, gehen die Meinungen bei Stadtradio intern auseinander. Klar ist, daß „Stadtradio“ allein keine Hörfunkwelle finanzieren könnte, also sind Bündelungen von Interessen angesagt, was mit wem möglich sein könnte, ist völlig offen. Die Bretag („Weser- Kurier“) hat eigene Interessen und mit anderen Monopol-Verlegern schon eine Radio-Firma gegründet, KPS hat Interessen (Weser-Report-Gesellschafter Neumann muß das wissen), der Deutschland-Funk hat Interesse angemeldet, in Bremen eine Frequenz zu bekommen, Radio Bremen hat das Interesse, daß wenig (Konkurrenz) passiert.

Noch sind ja aber weder die mediengesetzlichen Voraussetzungen geschaffen noch ist die Frequenz von der Landesmedienanstalt ausgeschrieben — in dieser noch völlig offenen Lage kann es kein „Konzept“ geben, es gibt verschiedene Denkmodelle.

Das Modell einer Kooperation zwischen bremischen kommerziellen Interessenten und Stadtradio wie auch taz scheiterte bisher an der erbitterten Konkurrenz von KPS und Weser-Kurier auf den Werbemarkt. Ein anderes Denkmodell ist eine Frequenzteilung zwischen Stadtradio und dem Deutschlandfunk. So etwas wäre nach bremischem Recht derzeit nicht möglich. In den Koalitionsvereinbarungen ist deshalb festgelegt worden, daß der Landesmedienanstalt gesetzlich mehr Entscheidungsspielraum zugebilligt werden soll.

Allen Denkmodellen von „Stadtradio e.V.“ gemeinsam ist das Ziel, in dem komplizierten Interessengeflecht präsent zu sein, damit mehr zustande kommt als ein rein an kommerziellen Interessen ausgerichteter Flachfunk. Klaus Wolschner