TV-Vergnügungspark

■ Kirchs Kabelkanal startete am Wochenende

Mit sieben Spielfilmen und elf Serien startete am vergangenen Samstag „Der Kabelkanal“ sein bundesweit ausgestrahltes Programm. Doch bevor um 10.15Uhr Ein neuer Geist auf Schloß Rathbarney (1954) einziehen konnte, defilierten in einer Art Werbeparade unzählige Spots — vom umweltschützenden Daimler, über das vom ZDF gestrichene „Jade for men“ bis zum Katzenfutter „Kitekat“ — über die Mattscheibe. Die eingeblendete Schriftzeile setzte Prioritäten: „Der Kabelkanal begrüßt herzlich alle Werbepartner und Agenturen zum Sendestart, gleich geht's los.“ Und es begann mit einem Versprechen: „Keine Politik, kein Sport, keine Langeweile — Unterhaltung, rund um die Uhr.“

Die Betreiber verstehen denn auch ihr Programm als Vergnügungspark im deutschen Fernsehen, so Kabelkanal-Geschäftsführer Donald McLoughlin, der noch bis vor kurzem im Beraterstab des Rundfunkbeauftragten Mühlfenzl saß. Auch die Gesellschafter sind keine Unbekannten: 45Prozent der Anteile hält Pro7, weitere 45Prozent die Beisheim Gruppe (Otto Beisheim ist maßgeblicher Gesellschafter des Großhandelsunternehmens Metro), und zehn Prozent gehören Pro7-Geschäftsführer Georg Kofler. Von Pro7 wiederum hält 49Prozent Thomas Kirch, der Sohn des Medienkaufmannes Leo Kirch. In seinen Archiven findet sich alles, was eine Abspielstation für leichte Unterhaltung braucht. Bis zu 80Prozent wird das Programm des neuen Privatsenders mit Filmen der Kirch-Gruppe bestritten, meint der Evangelische Pressedienst. Trotz des dominierenden Einflusses des Kirch-Clans wurde das neue Programm von der Bayerischen Landeszentrale zugelassen, obwohl der Rundfunkstaatsvertrag den Medienunternehmen mehr als zwei Programmveranstaltungen verbietet.

Kirch selbst ist bereits an Sat.1 und „premiere“ beteiligt. Das Berliner Lizenzgremium Kabelrat verlangt denn auch von den Kollegen innerhalb eines Jahres einen förmlichen Bericht, ob es „Anhaltspunkte dafür gibt, daß die Kirch-Gruppe durch ihre Stellung auf dem Programmarkt einen Einfluß auf die verschiedenen Veranstalter ausüben kann, der mit dem Rundfunkstaatsvertrag nicht zu vereinbaren ist“. Bis dahin aber kann man sich (in Berlin auf Sonderkanal6) an einem Programm erfreuen, das ganz ohne Zwischenmoderation Filme, Shows und Spots hintereinander abspult. Schon jetzt beträgt das Werbebuchungsvolumen weit über eine Million. Kein Wunder, für einen 30-Sekunden- Spot in der besten Sendezeit verlangt der Neue nur 1.200Mark. Die Konkurrenz nimmt zum Teil das Zehn- bis Zwanzigfache. Wer jetzt schon vom neuen Kanal profitiert, ist die Telekom: Das Programm wird nur im Kabel verbreitet und ist somit der natürliche Verbündete in Sachen Verkabelung. Da wäscht eine Hand die andere. Auf Telefonrechnungen findet man künftig Werbung für den Kabelkanal. Es gibt aber auch Widerspruch. Rechtliche Schritte hat RTLplus gegen das Zulassungsverfahren in Bayern — mittlerweile erfolgreich — eingelegt. Dort sollte der neue Sender auf einem von RTLplus genutzten Kanal ausgestrahlt werden. Doch das Verwaltungsgericht stoppte diese Absicht vorerst. In aller Eile mußte der „Schnupperkanal“ freigeräumt werden. mail